ÖVP kritisiert Vorstandsgehälter der Energie Burgenland

22. Oktober 2020, Eisenstadt

Die ÖVP Burgenland hat am Donnerstag die hohen Vorstandsgehälter der Energie Burgenland kritisiert. Das Land habe vor zwei Tagen eine Verordnung veröffentlicht, mit der die Vertragsschablonen für Vorstände im Burgenland geändert und die Gehälter „massivst aufgefettet“ würden, betonte Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas. Der neue Vorstandsvorsitzende Stephan Sharma und Finanzvorstand Reinhard Czerny würden damit zu den „neuen burgenländischen Gagenkaisern“.

Bisher sei in den Vertragsschablonen festgelegt gewesen, dass Vorstände mit ihrem Grundgehalt und den variablen Bezugsbestandteilen wie Boni insgesamt nicht mehr verdienen dürfen als der Landeshauptmann. In der neuen Fassung orientiere sich jetzt nur noch das Grundgehalt am Bezug des Landeshauptmannes, variable Bestandteile könnten darüber hinaus geregelt werden, meinte Fazekas. Dadurch könne das Gehalt deutlich höher ausfallen als bisher. Das sei in Zeiten der Coronakrise „moralisch verwerflich“, so der Landesgeschäftsführer.

Die ÖVP lasse die Angelegenheit nun rechtlich prüfen, zumal sich die Ausschreibungen der Vorstandsposten noch auf die vorherige Vertragsschablone bezogen hätten, diese nun aber einfach geändert werde. Zudem werde man einen offenen Brief an die Mitglieder des Aufsichtsrats der Energie Burgenland schreiben, um diese aufzufordern, sich gegen die hohen Gagen für die Vorstände zu stellen.

Generell sei bei Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ein „Machtrausch“ festzustellen, sagte Fazekas. „Er überschreitet rechtliche und moralische Grenzen“, betonte der Landesgeschäftsführer. Er selbst könne nicht nachvollziehen, dass der bisherige Vorstandsvorsitzende Michael Gerbavsits und Vorstandsdirektor Alois Ecker bei der Energie Burgenland nicht verlängert wurden. „Beide müssen gehen, weil sie keinen Platz im Insider-Netzwerk von Doskozil haben“, sagte Fazekas. Durch die Neubesetzung sei in der obersten Führungsriege nun kein Burgenländer mehr vertreten.

SPÖ: Burgenland-Bashing

Die SPÖ Burgenland hat verärgert auf die Kritik der ÖVP reagiert. Seit sie in der Opposition sei, betreibe die Volkspartei „Burgenland-Bashing“, betonte Landesgeschäftsführer Roland Fürst in einer Aussendung. Das Gehalt der neuen Vorstände der Energie Burgenland auszuverhandeln, sei Sache des Aufsichtsrates. Bisher sei das noch nicht erfolgt, sagte Fürst. Bei der Bestellung von Stephan Sharma und Reinhard Czerny sei es ausschließlich um deren Qualifikation und nicht um parteipolitische Aspekte gegangen. Beide seien „anerkannte Führungskräfte, die sich in einem umfassenden Auswahlverfahren als bestqualifiziert erwiesen haben“, betonte der Landesgeschäftsführer. Die Entscheidung habe letztlich auch nicht Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), sondern der Aufsichtsrat getroffen.

Die Energie Burgenland sei mit mehr als 1.000 Beschäftigten der Leitbetrieb des Landes. Dass die ÖVP ihren Ruf beschädige, zeige, „dass für die ÖVP immer zuerst die Partei und dann erst das Land kommt“, sagte Fürst. Außerdem sei für die Volkspartei „offenbar ein Tabu gebrochen“ worden, weil „erstmals nicht der bisherige Proporz bei der Vorstandsbesetzung zur Anwendung kam“, so der Landesgeschäftsführer.

APA