RAG treibt Projekte für Methan und grünen Wasserstoff voran

22. Jänner 2021, Wien
Am RAG-Forschungsstandort in Pilsbach (OÖ) laufen Feldversuche
 - Pilsbach, RAG Archiv

Die EVN-Speichertochter RAG Austria AG entwickelt ihre Projekte für die Methanisierung von CO2 und für grünen Wasserstoff weiter. Dafür stoßen mehrere Forschungspartner aus der Schweiz hinzu, auch der Energiedienstleister „Energie 360 Grad“. Gesucht werden Lösungen, wie gespeicherte Energie aus Wind- und Sonnenkraft im Winter genutzt werden kann, wenn die Nachfrage hoch ist. Damit sollen auch die hohen Importe an fossiler Energie reduziert werden können.

„Die saisonale Speicherung ist ‚das“ zentrale Thema in der Energiewirtschaft, damit man auch in Zeiten mit weniger Erneuerbarem-Angebot Energieträger für Industrie, Wärme und Mobilität zur Verfügung hat“, sagte RAG-Generaldirektor Markus Mitteregger zur APA. Ähnlich Deutschland sehe auch die Schweiz längerfristig ihren Atomkraft-Ausstieg, daher wolle sie über den Sommer gewonnene Energie für den Winter speichern.

Mit den Schweizer Partnern wolle die RAG ihre Technologien dafür weiterentwickeln, so Mitteregger. Konkret geht es um die von der RAG patentierte „Underground Sun Conversion“-Technologie zur Methanisierung von CO2 und grünem H2. Am RAG-Forschungsstandort in Pilsbach (OÖ) laufen Feldversuche. Entwickelt wurde die USC-Technologie mit der Universität für Bodenkultur Wien, wo am IFA-Tulln-Institut mikrobiologische Stoffwechselvorgänge erforscht werden.

Auch in der Schweiz geeignete Sandstein-Schichten

Weitere Projektpartner sind Wiva (ein Forschungsverein für Erneuerbaren Wasserstoff), Empa (die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt), die Uni Bern und OST (die Ostschweizer Fachhochschule). Energie 360 Grad, eine Tochter der Stadt Zürich, beliefert Dutzende Schweizer Gemeinden mit erneuerbarem Gas, investiert aber auch in E-Ladestationen. Auch wenn die Schweiz mit unterirdischen Speichermöglichkeiten nicht so gesegnet sei wie Österreich würden sich laut RAG-Chef Mitteregger wohl geeignete Sandstein-Schichten zum Beispiel in tausend Meter Tiefe finden lassen.

Bei der „Underground Sun Conversion“ werden – mit erneuerbaren Energien hergestellter – Wasserstoff (H2) und Kohlendioxid (CO2) in einen porösen unterirdischen Gasspeicher eingebracht, etwa eine ausgeförderte Erdgaslagerstätte. Dort findet eine natürliche mikrobielle Methanisierung statt, eine biologische Umwandlung von CO2 und H2 zu Methan (CH4), der Hauptkomponente von Erdgas. Diese auf klimaneutralem Gas basierende Speichertechnologie ermöglicht eine saisonale Energiespeicherung in großem Umfang. Damit trägt diese Technologie nicht nur zur Stabilität und Sicherheit der europäischen Energieversorgung bei, sondern ermöglicht als Gas auch einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im europäischen Energiemix.

Vorgehen ist Blaupause für künftige Ausweitung

Darüber hinaus soll das Projekt laut RAG unter der Bezeichnung „USC-FlexStore“ eine erste Abschätzung des Potenzials für die geologische Speicherung von Energie in der Schweiz liefern. „Dieses Vorgehen dient als Blaupause für eine künftige Ausweitung auf andere Regionen der Welt und damit als Modell für die Internationalisierung des Konzepts“, betonte die RAG in einer Aussendung. Im Einklang mit den Sektorkopplungs-Initiativen für Strom und Gas solle das FlexStore-Projekt auch zum Gesamtziel des „Strategischen Energietechnologieplans“ (SET-Plan) der EU sowie der ETIP SNET (European Technology and Innovation Platform – Smart Networks for the Energy Transition) beitragen, heißt es.

Ein Gutteil des künftig in Europa benötigten Wasserstoffs wird wohl als „grüner Wasserstoff“ importiert werden müssen, wenn damit Erdgas ersetzt werden soll, nimmt der RAG-Chef an. Denn zunächst werde die verfügbare Solar- und Windenergie wohl dazu genutzt, um wie geplant bis 2030 die heimische Versorgung mit Strom übers Jahr gerechnet zu 100 Prozent auf Erneuerbare umzustellen. Dadurch allein werde der Stromsektor wohl von 60 Terawattstunden auf 87 bis 90 TWh im Jahr anwachsen, vermutet Mitteregger. Da bliebe dann zunächst wenig Strom über, um damit – via Wasserstoff – schrittweise das Erdgas zu ersetzen, von dem vor der Coronakrise noch 8 Mrd. m3 oder 90 TWh jährlich verbraucht wurden. „Der saisonale Strom Richtung Wasserstoff und dann wieder retour zu Strom käme noch additiv dazu“, so der RAG-Chef.

Österreich wird importabhängig bleiben

„Österreich wird einfach akzeptieren müssen, dass es importabhängig bleibt – auch wenn es sich dann um Wasserstoff anstelle von fossilen Energieträgern handelt“, meint Mitteregger. Gedeckt werden könnte der Wasserstoff-Bedarf etwa aus der Nordsee-Region bzw. Skandinavien, wo viel Offshore-Wind zur Verfügung steht, aber auch aus Nordafrika: „Dort gibt es ja bereits Pipelines etwa von Tunesien, Libyen, Algerien oder Marokko nach Spanien oder Italien.“ Infrage kämen dafür auch Südosteuropa oder die Ukraine.

Die RAG Austria AG ist das größte heimische Energiespeicherunternehmen und zählt zu den führenden technischen Speicherbetreibern Europas. Sie verfügt über eine Speicherkapazität von mehr als 6,2 Mrd. m3.

APA