Hackerangriff auf US-Pipelines verteuert Rohöl und Benzin

10. Mai 2021, Frankfurt/Washington
Die Preise gehen nach oben
 - Cushing, APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Ein Hackerangriff auf einen US-Pipelinebetreiber macht Rohöl-Anleger nervös. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich am Montag um bis zu 1,3 Prozent auf 69,20 Dollar (57,39 Euro) je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI gewann ähnlich stark auf 65,75 Dollar. Am Wochenende musste Colonial Pipeline sein gesamtes Rohr-Netzwerk abschalten. Rund die Hälfte des Treibstoffs für die US-Ostküste wird über diese Pipelines transportiert.

Das Unternehmen war mit Hilfe sogenannter Ransomware angegriffen worden. Dabei infiziert ein Virus einen oder mehrere Rechner und verschlüsselt wichtige Daten. Hacker fordern anschließend ein Lösegeld („Ransom“) als Gegenleistung für das Passwort zur Entschlüsselung der Daten. Die US-Regierung arbeitet mit Colonial bei der Bekämpfung des Hacker-Angriffs zusammen. Durch einige kleinere Leitungen fließt den Angaben von Colonial zufolge zwar wieder Treibstoff. Die Haupt-Pipelines seien aber immer noch abgeschaltet.

„Böse Buben sind sehr geschickt darin, neue Wege für Angriffe auf die Infrastruktur zu finden“, sagte Andrew Lipow, Chef der Beratungsfirma Lipow Oil. „Diese hat nicht die notwendigen Verteidigungsmöglichkeiten, um alle Wege, über die ein System infiziert werden kann, zu versperren.“

Die verstärkte Verteilung von Treibstoff per Tanklaster könne die weggefallenen Pipeline-Kapazitäten nicht wettmachen, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Da unklar sei, wann das Leitungsnetzwerk wieder in Betrieb gehe, müsse mit weiter steigenden Preisen für Erdöl-Produkte gerechnet werden.

Der Terminkontrakt für Benzin stieg am Montag um mehr als vier Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 2,217 Dollar je Gallone (3,8 Liter). Heizöl war mit 2,0776 Dollar so teuer wie zuletzt vor knapp eineinhalb Jahren. Vor diesem Hintergrund haben sich europäische Energiehändler Refinitiv-Daten zufolge mindestens sechs Tankschiffe gesichert, um Benzin in die USA zu schaffen.

APA/ag