Global 2000 beeinsprucht Betriebserlaubnis für AKW Mochovce

28. Mai 2021, Bratislava/Wien

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat bei der slowakischen Atomaufsicht Einspruch gegen die Betriebserlaubnis des dritten Reaktorblocks im Atomkraftwerk Mochovce eingelegt. „Durch unseren heute eingereichten Einspruch wird die Betriebserlaubnis erst einmal nicht wirksam, daher kann Atom-Brennstoff vorerst nicht in den Reaktor eingeführt werden“, betonte Global-2000-Geschäftsführerin Agnes Zauner in einer Aussendung.

Am 13. Mai hatte die slowakische Atomaufsichtsbehörde (UJD) die Inbetriebnahme des dritten Reaktorblocks im Atomkraftwerk Mochovce rund 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt genehmigt. Laut einem leitenden Mitarbeiter der Aufsicht ist der Reaktor betriebsbereit.

Die Betriebserlaubnis der seit 1985 in Bau befindlichen Anlage sei seitens der NGO und Experten analysiert worden. „Die Ingenieure kommen zum Schluss, dass fundamentale Sicherheitsfragen weiter nicht oder unzureichend gelöst sind und dass die Inbetriebnahme des Reaktors in diesem Zustand ein fahrlässiges Zocken mit der Sicherheit ganz Mitteleuropas wäre“, so Zauner.

Die NGO begründete den Einspruch gegen die Betriebserlaubnis etwa mit mangelhafter Qualität und gefälschten Dokumenten, die bei Razzien entdeckt worden waren. Zudem wurde die Methodik der Prüfung kritisiert. „Es handelt sich ausschließlich um Stichproben-Checks und nicht um eine vollständige Prüfung aller Rohrleitungen. Die Atomaufsicht sagt selbst, dass etwaige weitere Fehler an Rohrleitungen nicht ausgeschlossen, aber „unwahrscheinlich“ seien. Dieses Vorgehen der Atomaufsicht sei aus einer Ingenieurs-Perspektive, die immer alle Risiken ausschließen muss, unverantwortlich.

Im Zuge einer Erdbeben-Nachrüstung der alten Anlage ab 2008 seien Löcher in Kammern der Anlage gebohrt worden. Die Atomaufsicht betonte laut Global 2000, dass die Kammern dadurch nicht grob geschwächt seien. Der „Beweis“ für die statische Belastbarkeit sei durch einen Überdruck-Test erfolgt – der aber mit wesentlich niedrigerem Druck durchgeführt wurde, als er bei einem tatsächlichen Riss der Hochdruck-Rohrleitung zu erwarten wäre.

„Dieser Einspruch ist extrem wichtig. Global 2000 hat als Beteiligte im Verfahren die Möglichkeit dazu und für diesen Einsatz für die Sicherheit der Bevölkerung möchte ich mich sehr bedanken“, teilte Martin Litschauer, Anti-Atomenergie-Sprecher der Grünen via Aussendung mit. „Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie ein Kraftwerk mit Technik aus den 80er-Jahren im Jahr 2021 eine Betriebsgenehmigung bekommen kann.“

Die NGO forderte die österreichische Regierung zu einer neuen Prüfung der Anlage auf. „Wie im Regierungsprogramm vorgesehen, sollte die Bundesregierung jetzt – vom Chef abwärts – entschlossen für eine neue Prüfung der Anlage im Zuge einer Umweltverträglichkeitsprüfung eintreten – wann, wenn nicht jetzt“, forderte Zauner ein Aktivwerden seitens der türkis-grünen Bundesregierung.

Global 2000 hatte bereits im Dezember 2017 beim Landesgericht Bratislava Klage gegen die Atomaufsichtsbehörde UJD eingelegt. Die NGO begründete dies damit, dass die vorgelegten Dokumente des Inbetriebnahmeverfahrens für die Blöcke 3 und 4 des AKW Mochovce so stark geschwärzt worden seien, das dutzende Seiten unleserlich gewesen seien.

APA