Politik und Hersteller sollten sich bei Nutzfahrzeugen nach Ansicht des deutschen Automobilverbands VDA nicht voreilig auf Batterieelektrik als einzige alternative Antriebe festlegen. Auch die Technologie mit Wasserstoff als Basis für Strom müsse weiterverfolgt werden, sagte VDA-Chef Hildegard Müller am Dienstag auf der Nutzfahrzeug-Jahrestagung der Zeitung „Handelsblatt“.
„Wasserstoff ist nicht der Champagner, wie er von einigen diskreditiert wird, sondern ein Grundnahrungsmittel“, sagte Müller. Die politischen Vorgaben müssten technologieoffen bleiben, mahnte sie mit Blick auf die für den 14. Juli erwarteten Gesetzesvorschläge der EU-Kommission zur Umsetzung der Klimaschutzvorschriften für einzelne Branchen.
Die Europäische Union müsse sich um Partnerschaften mit Ländern in Afrika und Südamerika bemühen, um den wachsenden Wasserstoffbedarf zu decken. Viele hätten aber eine Blockade im Kopf, dass Wasserstoff für alle Zeiten ein knappes Gut bleibe und setzten deshalb auf Batterieelektrik, ergänzte Müller.
Zur Herstellung von Wasserstoff wird weitaus mehr erneuerbare Energie gebraucht, als Europa selbst produzieren kann. Es gibt deshalb Projekte in afrikanischen Ländern, Solarenergie in der Wüste zu gewinnen und daraus Wasserstoff herzustellen, der wiederum nach Europa transportiert wird.
Die im VDA zusammengeschlossenen Lkw-Bauer gehen hier allerdings auch schon verschiedene Wege. Daimler verfolgt die Serienreife von Lastern mit Wasserstoffantrieb, also der Brennstoffzelle, zusammen mit dem schwedischen Konkurrenten Volvo weiter. Die Volkswagen-Tochter Traton, zu der die Marken MAN und Scania gehören, will dagegen auch bei Schwerlastern auf langen Strecken Batterien einsetzen. Das hat den Nachteil, viel Platz und damit Laderaum wegzunehmen, ist aber billiger und energieeffizienter als Wasserstoff-Antriebe. Dafür kommt letzterer mit einer Ladung weiter als der Batterielaster. „Wir brauchen, das ist meine feste Überzeugung, den Wettbewerb der Ideen“, sagte Müller. „Beide Wege sind erfolgversprechend.“
Für Technologieoffenheit sprach sich auch der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer aus. „Es wäre ein Fehler, nur eine Antriebsstrategie zu machen“, sagte er. In den kommenden Wochen plane sein Ministerium einen „Kraftstoff-Gipfel“.
APA/ag