Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine nach seiner Ansicht fehlgeleitete Klimapolitik für die stark steigenden Energiepreise in Europa verantwortlich gemacht. Auf den europäischen Märkten herrsche Hysterie und einige Verwirrung, sagte Putin bei einer Regierungssitzung in Moskau. Grund dafür seien drastische Maßnahmen und unausgewogene Entscheidungen im Kampf gegen den Klimawandel.
Putin kritisierte, dass Investitionen in die Förderindustrie heruntergefahren würden und es zu Fehleinschätzungen komme. Stattdessen müsse es einen sanften Übergang hin zu klimafreundlichen Energien geben, so Putin.
Vor dem Start des UN-Klimagipfel in Glasgow in rund vier Wochen wächst der Druck auf den Öl- und Gasgroßexporteur Russland, sich auf Klimaziele festzulegen. Putin hat bisher offengelassen, ob er an dem Gipfel teilnimmt. In Europa sind die Energie- und vor allem die Erdgaspreise zuletzt drastisch gestiegen. Die Konjunkturerholung nach der Corona-Krise, geleerte Speicher nach dem letzten vergleichsweise kalten Winter und Spekulationen über zurückhaltende Lieferungen aus Russland haben den Preis auf ein Rekordhoch getrieben.
Unterdessen bahnte sich ein Konflikt über die Inbetriebnahme der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 zwischen den Betreibern und den deutschen Aufsichtsbehörden an. Durch die Röhre soll Erdgas von Sibirien nach Europa strömen. Kritiker befürchten eine immer größere Abhängigkeit von Russland, das unter Präsident Putin Gas auch schon als politisches Druckmittel eingesetzt hat.
APA/ag