RWE profitiert von hohen Gaspreisen

16. November 2021


RWE steckt Milliarden in den Ausbau der Erneuerbaren – trotz mauem Ergebnis bei Wind und Solar.

Obwohl der einstige Kohlekonzern RWE in den ersten neun Monaten 2021 mehr als zwei Milliarden Euro in den Ausbau seiner Erneuerbaren-Sparte gesteckt hat, fällt der Gewinn im Segment Wind an Land Solar mau aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fällt das bereinigte Ebitda von 373 Millionen auf gerade mal 36 Millionen Euro. Das liegt vor allem an der Jahrhundertkälte im US-Bundesstaat Texas, die zu Ergebniseinbußen von rund 400 Millionen Euro führte. Zudem belasteten unterdurchschnittliche Windverhältnisse an den nord- und mitteleuropäischen Standorten das Ergebnis der Sparte.


„Wir haben in den ersten drei Quartalen trotz wetterbedingter Einbußen besser abgeschnitten als im Vorjahr“, sagte Finanzvorstand Michael Müller am Donnerstag. Das bereinigte Ebit übertraf das Vorjahresergebnis knapp und stieg von 1,1 Milliarden Euro auf 1,3 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem der Energiehandel bei. Hier konnte RWE seinen Profit nahezu verdoppeln. Das Ebitda stieg von 399 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 609 Millionen Euro. Das liegt unter anderem „an einer verbesserten Ertragslage im Gasgeschäft“, schreibt RWE in seinem Zwischenbericht – und meint damit die Rekordpreise für Erdgas. Seit Anfang 2021 hat sich der Preis für den fossilen Rohstoff mehr als vervierfacht.


Mit dem Kapital treibt RWE-CEO Markus Krebber vor allem den Ausbau der Erneuerbaren voran. In den ersten drei Quartalen hat der Essener Konzern schon 80 Prozent mehr in Solar, Wind und Bioenergie investiert als noch ein Jahr zuvor. Zwischen 2020 und 2022 will RWE fünf Milliarden Euro netto in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren. Aktuell hat der Konzern in dem Bereich Kapazitäten von 9,4 Gigawatt. Weitere drei Gigawatt sind schon im Bau – und in der langfristigen Projektpipeline gibt es Optionen für 34 Gigawatt.


Im Bereich Windkraft auf See überschlagen sich die Ankündigungen bei RWE derzeit. Vor allem im Ausland ist der Energiekonzern aktiv. Von Windparks in den USA, Frankreich und Großbritannien bis hin zu Solaranlagen in Spanien. Am Mittwoch verkündete RWE außerdem die nächste Zusammenarbeit mit dem Öl- und Gaskonzern Shell. Die beiden Unternehmen wollen grüne Wasserstofflösungen für industrielle Abnehmer entwickeln, die sich auf den Shell Energy & Chemicals Park Rheinland in Deutschland, auf die Shell-Standorte in Rotterdam und Moerdijk in den Niederlanden sowie auf Abnehmer in deren näherer Umgebung konzentrieren.


Zudem beabsichtigen sie, in Deutschland, in den Niederlanden und in Großbritannien nach Einsatzmöglichkeiten für grünen Wasserstoff im Mobilitätssektor zu suchen. Ausgangspunkt hierfür könne etwa das Wasserstoff-Tankstellennetz für schwere Lastwagen sein, das Shell bis 2024 zwischen Rotterdam, Köln und Hamburg errichten wolle. Konkrete Pläne teilten die Unternehmen noch nicht mit.


Der Aktienkurs stieg in den vergangenen sechs Monaten um fast fünf Prozent. RWE bestätigte seine Prognose für das laufende Jahr und erwartet ein bereinigtes Ebitda zwischen 3,0 und 3,4 Milliarden Euro. Beim bereinigten Ebit geht RWE von einer Spanne zwischen 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro aus. Kathrin Witsch

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Wir haben in den ersten drei Quartalen trotz wetterbedingter Einbußen besser abgeschnitten als im Vorjahr. Michael Müller RWE
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