Die Kälte, die aus der Ferne kommt

11. August 2022, Wien

Der Kühlbedarf in den Städten steigt, die Versorger reagieren.

Hotels, Bürogebäude oder Spitäler sollen in Österreichs Städten künftig eine Alternative zur hauseigenen Klimaanlage mit hohem Strombedarf bekommen. 135 Mill. Euro wollen die Energieversorger in den Ausbau und die Verdichtung des – mit 32 Kilometern noch relativ überschaubaren – Fernkältenetzes investieren, kündigte Wiener-Netze-Chef und Vizeobmann des Fachverbands Gas Wärme Gerhard Fida am Dienstag an.

Etwa 90 Mill. Euro davon entfallen auf Wien, wo sich 80 Prozent des Fernkältenetzes befinden, unter anderem in den Ringschluss um die Innere Stadt. Aktuell versorgt die Wien Energie mit 21 Kältestandorten 180 Gebäude mit einer Leistung von 200 Megawatt (MW), bis 2030 sollen es 350 MW sein. Darunter finden sich das AKH, das Rathaus, die Universität Wien oder der Austria Campus.

Auch in Linz, St. Pölten und Baden werden Krankenhäuser oder Unis zentral über Rohrleitungen mit Kaltwasser zur Kühlung versorgt. In Graz wird in ein Industriekundennetz eingespeist. Die Stadtwerke Klagenfurt starten 2023 mit Fernkälte für Büros und Wohnsiedlungen, später auch Einkaufszentren, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude, sagt Vorstand Erwin Smole, 16 Mill. Euro werden bis 2027 investiert. Ausgangspunkt ist das bestehende Fernheizkraftwerk.
Konkret wird 6 Grad kaltes Wasser zu den Kunden geliefert. Mit etwa 16 Grad Celsius fließt es zur erneuten Abkühlung zurück. Fernkälte spare gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen 70 Prozent Energie und 50 Prozent CO2 , so Alexander Wallisch von der Wien Energie. Zudem werde das Stromnetz entlastet und das Potenzial aus der Fernwärmeerzeugung ganzjährig genützt. Auch Fernkälte wurde zuletzt teurer. In welchem Ausmaß, sei aber schwer zu sagen, weil die Verträge sehr individuell seien, so Wallisch.

Klar ist, dass die Wien Energie ab 1. September die Tarife für Fernwärme um insgesamt 92 Prozent erhöht. Der Arbeitspreis allein wird fast verdreifacht.

Salzburger Nachrichten