Europas Mobilität unter Strom, Lücken in der Nachbarschaft

19. April 2023, E-Mobiliät

Ladestationen. In Österreich ist der Ausbau bereits relativ weit fortgeschritten

Autos mit Verbrennungsmotor haben in Europa ein Ablaufdatum, die E-Mobilität ist bereits auf dem Vormarsch. So verzeichnete etwa der Ladestellenbetreiber Smatrics im Osterreiseverkehr im Jahresvergleich einen Anstieg von 82 Prozent. Im ersten Quartal 2023 waren 11.000 der 63.000 in Österreich neu zugelassenen Pkw Elektroautos.
Einer der wichtigsten Aspekte bei der Kaufentscheidung ist laut einer Umfrage vom März – wenig überraschend – die Reichweite und die Verfügbarkeit von Ladestationen. Wie sehr man sich auf das Ladenetz auch im Ausland verlassen kann, liegt vor allem daran, wo man unterwegs ist, zeigen Daten der Europäischen Beobachtungsstelle für alternative Kraftstoffe (EAFO). Generell gesprochen, ist die Infrastruktur im Nordwesten Europas sehr gut ausgebaut, im Südosten werden die Lücken hingegen immer größer (siehe Grafik). So gibt es in Griechenland zum Beispiel insgesamt nur etwa 1.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. In den Niederlanden sind es hingegen 111.000.

Besiedelung

Ladepunkte in absoluten Zahlen oder pro Quadratkilometer zu zählen, ist indessen nur bedingt zielführend, denn Regionen sind unterschiedlich dicht besiedelt und die Strom-Tankstellen werden vor allem dort benötigt, wo der Verkehr stattfindet. Für den alltäglichen Individualverkehr spielt die öffentliche Ladeinfrastruktur ohnehin nur bedingt eine Rolle, denn ein E-Auto rechnet sich bisher vor allem für jene, die eine eigene Lademöglichkeit – also etwa eine Garage mit Wallbox – haben. Geschieht das Aufladen langsam oder über Nacht, sind auch die Kosten niedriger. Und da 90 Prozent der Autofahrer weniger als 50 Kilometer pro Tag fahren, ist unterwegs Strom tanken vor allem auf längeren Fahrten interessant.

Betrachtet wird deswegen vor allem das Netz der Schnellstraßen und Autobahnen. Die EU hat sich zuletzt auf das Ziel geeinigt, dass es an Autobahnen bis 2030 alle 60 Kilometer eine Lademöglichkeit geben soll. Zum Vergleich: Herkömmliche Tankstellen gibt es derzeit alle 25 bis 30 Kilometer. In Österreich kommt man diesem Ziel schon ziemlich nahe: Noch heuer soll der Ausbau so weit fortgeschritten sein, dass sich alle 62 Kilometer eine Ladestation findet. Im Jahr 2030 soll es alle 25 Autobahnkilometer und im niederrangigen Straßennetz alle 15 Kilometer eine geben.
Der Ausbau wird also weitergehen, denn wenn der Anteil der E-Autos steigt, werden mehr Autos gleichzeitig geladen werden müssen. Dafür werden nicht nur „Steckplätze“, sondern auch ausreichend leistungsfähige Stromnetze entlang der Autobahnen gebraucht, damit etwa zu Ferienzeiten alle versorgt werden können.

Beliebte Urlaubsländer

Während die Ladeinfrastruktur in Österreich für den derzeitigen Fahrzeugstand also gut ausgebaut ist, stellt sich die Situation in einigen beliebten Urlaubsländern anders dar. In den typischen Auto-Destinationen Kroatien und Italien ist das Netz bei Weitem noch nicht so dicht.

Der ÖAMTC empfiehlt Reisenden, vorauszuplanen. Das bedeutet nicht nur, vor Fahrtantritt Lademöglichkeiten entlang der Route zu recherchieren, sondern auch, welche Optionen und Tarife es am Zielort gibt. Denn der Preis-Dschungel beim Laden ist ein Thema für sich – auch in Österreich.

Kurier