Kritik. Der Landesenergieversorger EVN will 111 Millionen Euro an die Aktionäre ausschütten. Das bringt den Konzern nun noch weiter unter Beschuss
Es sind gute Aussichten, über die sich die Manager der EVN jubeln dürfen. Für das Geschäftsjahr 2022/23 erwartet der Landesenergieversorger ein Ergebnis „am oberen Ende der bisher kommunizierten Bandbreite“ bei etwa 250 Millionen Euro. Weil es so gut läuft, dürfen sich die Aktionäre auch über eine Sonderausschüttung in der Höhe von 111 Millionen freuen. Damit profitieren die Aktionäre vom Verbund-Anteil der EVN, das Unternehmen erhält vom Verbund etwa 158 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es noch 46 Millionen.
Eigentlich sollten diese Nachrichten auch an der Spitze der Landespolitik Zufriedenheit auslösen, schließlich ist das Land NÖ mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer der EVN. Doch das Gegenteil ist der Fall. Seit Wochen steht das Unternehmen in der Kritik, ausgelöst vor allem durch die hohen Energiepreise und die Kündigung von mehr als 300.000 Kunden. Letzteres soll vor allem Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verärgert haben.
Zündstoff
Nun sorgt aber die geplante Sonderdividende noch zusätzlich für Polit-Zündstoff. Es seien nicht „nur die Aktionäre zu befriedigen, sondern alle Haushalte zu entlasten“, betonte Reinhard Teufel, freiheitlicher Klubobmann im Landtag.
Sie könnten „nur den Kopf schütteln“, reagierten Sven Hergovich, designierter Vorsitzender der SPÖ Niederösterreich, und Klubchef Hannes Weninger. Sie wiesen darauf hin, dass der Versorger bei den Stromtarifen noch immer im Spitzenfeld aller privaten und öffentlichen Anbieter Österreichs liege. Dennoch komme die EVN „auf die grandiose Idee, ihren Aktionären eine Sonderdividende auszuschütten, anstatt die gesunkenen Preise am Strommarkt an die Kunden weiterzugeben“.
Die Grünen fordern in Sachen EVN unterdessen eine „Rückkehr zur GmbH zu 100 Prozent in Landeshand“ nach steirischem Vorbild.
„Die Landesregierung ist nun gefordert, dieses Geld nicht zum Stopfen der Budgetlöcher zu verwenden, sondern an die Kunden weiterzugeben und in den Netzausbau zu investieren“, konstatierte Neos-Landessprecherin Indra Collini.
Landwirtschaft
Unruhe herrscht im Hintergrund auch bei den Bauern. Betont wird, dass Betriebe mit höherem Strombedarf – das betrifft etwa die Tierhaltung oder Höfe, die auf Bewässerungssystem angewiesen sind – besonders unter der derzeitigen Situation leiden würden.
Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) und Landwirtschaftskammer-Präsident Johannes Schmuckenschlager fordern deshalb „maßgeschneiderte Strompreismodelle“ für die Landwirtschaft.
Kurier