Die Republik Österreich hat 2022 ausdrücklich für Umweltprojekte gewidmetes Geld am Kapitalmarkt aufgenommen. In Summe kamen über solche „grüne“ Finanzierungen 5,1 Mrd. Euro zusammen. Die damit finanzierten Projekte führen zumindest zu jährlichen Einsparungen von 3,15 Mio. Tonnen CO2 und 1,14 Millionen MWh Energie, zeigt der am Donnerstag veröffentlichte erste „Green Investor Report“ der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA). Der Löwenanteil des Geldes floss in den Bahnausbau.
Wobei erst drei Viertel der mit dem Geld finanzierten Projekte aus den Jahren 2021 und 2022 auf ihre Umweltauswirkung hin untersucht worden sind. Weitere positive Umwelteffekte sind also noch zu erwarten, heißt es von der OeBFA. Der Bericht über die Umweltauswirkungen sei um ein Jahr vorgezogen worden, um Investoren, die die grünen Finanzinstrumente gekauft haben, zeitnah über die Auswirkungen zu informieren, auch wenn noch nicht alle Effekte gemessen werden konnten.
Von den 5,1 Mrd. Euro flossen 3,1 Mrd. in „sauberen Verkehr“, das betraf im wesentlichen den Ausbau der Schieneninfrastruktur aber auch eine knappe halbe Milliarde für Bahndienstleistungen. Zweistellige Millionenbeträge gab es für den Ausbau der Wiener U-Bahn und das Klimaticket. Rund 370 Mio. Euro gab es für Erneuerbare Energie, davon fast die Hälfte für Biomasse und gut 100 Mio. Euro für Photovoltaik. Jeweils rund 330 Mio. Euro kamen Projekten zur Emissionsvermeidung sowie für Wasser- bzw. Abwasserprojekte zugute. Damit seien beispielsweise knapp 130.000 Menschen an Abwasseranlagen angeschlossen worden.
Dabei umfassen die zweckgewidmet aufgenommenen 5,1 Mrd. Euro nicht die gesamten grünen Ausgaben der Republik. Alle Budgetausgaben zusammen beliefen sich 2021 auf 4,7 Mrd. und 2022 auf 4,8 Mrd. Euro, über die zwei Berichtsjahre zusammen also auf 9,5 Mrd. Euro. Im laufenden Budgetjahr sollen rund 5,7 Mrd. Euro dazukommen. Die Republik Österreich wende rund 1,1 Prozent des BIP für Grüne Investitionen auf und habe damit „unter allen staatlichen Grünen Emittenten den weltweit höchsten Anteil grüner Budgetausgaben in Bezug auf die Wirtschaftsleistung (BIP)“, heißt es in einer Aussendung des Finanzministeriums. In Bezug auf die Erfüllung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen belege Österreich den fünften Platz von weltweit 165 Ländern (SDG-Index).
„Österreich zählt zu den Vorreitern im internationalen Trend der Verknüpfung von budgetären Mitteln mit Klima- und Umweltschutz“, so Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) weist auf die Hebelwirkung des Finanzmarkts im Klimaschutz hin. „Die erzielten Effekte zur Erreichung unserer Klima- und Energieziele geben Investoren die Sicherheit, in nachhaltige Projekte zu investieren.“ OeBFA-Geschäftsführer Markus Stix und Walter Jöstl heben hervor, dass Österreich nun Geldgebern auch kurzfristige Investitionen in Grüne Projekte ermögliche. Dafür habe es internationale Auszeichnungen gegeben, aber auch eine hohe Nachfrage der Investoren.
Im Mai 2022 gab es die erste Grüne Bundesanleihe mit einem Emissionsvolumen von 4,0 Mrd. Euro, im Herbst folgten die weltweit ersten Emission eines Grünen Treasury Bills durch einen Staat bzw. die Begebung von Grünen Darlehen. Im Jahr 2023 sollen weitere 5,5 Mrd. Euro an „Grünen“, also für Umweltprojekte gewidmeten Mitteln aufgenommen werden. Der „Green Investor Report 2022“ und die betreffende Second Party Opinion von ISS ESG sind zu finden unter: https://bit.ly/3NNX2xN .
APA