Burgenland Energie sucht Investor

12. Juli 2023

Erneuerbare Energie. Mit sechs Finanzierungsinstituten wird über 800 Millionen Euro für Windkraft und Photovoltaik verhandelt. Ursprünglich sollten es zwei Milliarden Euro sein

Ende 2021 hat die Burgenland Energie (BE) ihr Investitionsprogramm für die kommenden Jahre vorgestellt. Bis 2025 sollten zwei Milliarden Euro in den Ausbau von Windenergie, Photovoltaik und Netzinfrastruktur fließen, kündigte BE-Vorstandschef Stephan Sharma damals an. Spätestens im Herbst 2022 wollte man auch die Finanzierung des ehrgeizigen Ausbauprogramms in trockenen Tüchern haben.

Jetzt ist es tatsächlich – fast – so weit, wie der Landesenergieversorger am Dienstag vermeldete. Statt zwei Milliarden geht es nun aber nur noch um 800 Millionen Euro bis 2027.

Warum weniger? Den Ausbau der Netzinfrastruktur und Teile der Wind- und Solaranlagen finanziere die Burgenland Energie selbst, heißt es dazu auf KURIER-Nachfrage aus dem Unternehmen, das sich zu 51 Prozent im Eigentum der Landesholding befindet. Die 800 Millionen Euro, die einen kleinen Eigenkapitalanteil enthalten, sollen den Bau zusätzlicher Wind- und Photovoltaikanlagen ermöglichen.

Denn insgesamt sei das Ausbauprogramm enorm – aufs Dreifache der bestehenden Leistung der Burgenland Energie. Sharma: „Das ist mit Abstand das größte Wind- und PV-Investitionsprogramm Österreichs“.

Sechs Geldgeber

Um bis 2030 hundert Prozent des Energiebedarfs im Burgenland durch eigene Energieressourcen zu decken, müsste im Windbereich um rund 1.000 Megawatt und bei Photovoltaik um 2.300 Megawatt aufgestockt werden. Zusätzlich benötige man 100 Megawatt Speicher und 300 Megawatt Wasserstoff, um die Energie aus Wind- und Sonnenenergie das ganze Jahr über ganztägig einsetzen zu können, erläutert Sharma.

Wie werden die 800 Millionen Euro nun finanziert?

„Wir haben eine klassische Form der Projektfinanzierung gewählt, wie sie bei Projekten dieser Größenordnung europaweiter Standard ist“, sagt BE-Finanzvorstand Reinhard Czerny. Es sei „eine Finanzierung ohne Haftung der Eigentümer“.

Mehr als 20 Finanzierungsinstitute aus Österreich und anderen europäischen Staaten hätten sich gemeldet und nicht bindende Offerte abgegeben.

Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der Burgenland Energie sei entschieden worden, mit sechs dieser Finanzierungsinstitute Verhandlungen über verbindliche Offerte zu führen. Darüber hinaus hat der Aufsichtsrat beschlossen, konkrete Gespräche mit dem Land Burgenland über dessen „Beteiligung als strategischer Investor zum Ausbau der Wind- und Photovoltaikprojekte“ zu beginnen.

Die Rolle des Landes ist offenbar, potenziellen Investoren Sicherheit für ihre Geldanlage zu vermitteln, etwa durch das AA/A-1+Rating von Standard & Poor’s. In den Worten von BE-Finanzchef Czerny: „Mit einem strategischen Partner wollen wir auf den Finanzmärkten auftreten, um Fremdkapital aufzunehmen“.

Kurier