Langsamer Rückgang bei Energiepreisen. Das Preisniveau von früher werden wir laut Experten aber nicht mehr erreichen.
Eine regelrechte Explosion der Energiepreise habe man von 2021 bis 2022 beobachten können, weiß Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich (eNu). Mittlerweile sei dieser Höhenflug Geschichte: „Nach oben schlägt der Energiepreis schnell aus, nach unten aber zeitverzögert“, erklärt er. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Energiepreisindex jetzt im Minusbereich, das heißt, die Preise gehen langsam zurück, seien aber weiterhin schwankend. Das wird sich auch nicht so schnell ändern: „Das Preisniveau von früher werden wir nicht wieder erreichen“, so die Einschätzung.
Vor dem Konflikt in der Ukraine sei die Basis billiges Gas aus Russland gewesen. Fossiles Gas aus den USA sei wesentlich teurer. Den Weg zurück gibt es also nicht. Sichere Energieformen seien vor allem jene, mit welchen Energie heimisch erzeugt werden kann, so Greisberger. Das sind zum Beispiel Pellets, Biomasse oder Geothermie. Fossile Brennstoffe kommen meist nicht aus der Region und sind endlich, was bedeutet, dass sie auch einem höheren Risiko unterliegen, von Lieferkettenproblemen oder Preisschwankungen betroffen zu sein, erklärt der Experte.
An Weltmarkt gekoppelte Preise als Problem
Der Strompreis orientiert sich am Weltmarkt am teuersten Energieträger (Gas). Warum das so ist, weiß Greisberger: Diese Regel habe man früher eingeführt, um willkürliche Preiserhöhungen zu verhindern. Mittlerweile sei diese Bindung aber zum Problem geworden, denn obwohl die Kosten für die Stromerzeugung durch Wasserkraft nicht zugenommen hätten, sei der Preis dafür gestiegen. Auch wenn in den letzten Monaten die Großhandelspreise leicht zurückgegangen sind, schlägt sich das nur geringfügig auf den Konsumentenpreis durch. „Das würde ich auch nicht erwarten“, sagt Oliver Eisenhöld, Fachgruppen-Obmann für den Energiehandel bei der Wirtschaftskammer NÖ. Der Strompreis hänge stark mit der Beschaffungsstrategie der Energieversorger zusammen, also wie sich die Energieversorger mit Strom eingedeckt haben.
Nach den Preisexplosionen gehe der Trend jetzt mehr in Richtung Unabhängigkeit, so Greisberger. Auch der Klimaschutz spiele eine Rolle. Erneuerbarer Strom nehme weiterhin zu: In den vergangenen drei Jahren beobachtet Greisberger eine Verdreifachung beim Zubau von PV-Anlagen. Bei neuen Heizsystemen werden fast nur noch Wärmepumpen oder Pelletsheizungen gewählt. Verdreifachung von PV-Anlagen in drei Jahren Was die Energieanbieter betrifft, seien derzeit jene sicher, die sich zu großen Teilen in öffentlichem Eigentum befänden, wie z.B. alle Landesenergieversorger, so Greisberger. Bei Anbietern, die Strom an der Börse kaufen, sollte man vorsichtiger sein. Um die Kosten gering zu halten, empfiehlt Greisberger: „Sehen Sie sich Ihre Rechnung an und halten Sie Ausschau nach Vergleichsangeboten.“
Dabei müsse man nicht unbedingt den Anbieter wechseln, sondern könne auch nur auf einen anderen Tarif umsteigen. Sicher und günstig sei darüber hinaus alles, was man selber erzeugt. Strom von einer PV-Anlage oder aus einer Energiegemeinschaft unterliegt keinen Preiserhöhungen.
Sorgen, dass das Gas ausgeht, muss man sich nicht. Die Gasspeicher seien voll, so Eisenhöld: „Wir sehen nicht, dass es zu Knappheiten oder Ausfällen kommen wird, also haben wir auch beim preislichen Trend nichts Spektakuläres vor uns“, sagt er, betont jedoch: „Wir wissen, dass Energiepreise immer auf politische und wirtschaftliche Unruhen reagieren, deshalb ist die Entwicklung auf den Energiemärkten immer schwer zu berechnen.“
Von Katrin Schinewitz und Alina Groer
NÖN