Wifo-Chef Gabriel Felbermayr warnt vor den Folgen einer Umsetzung des deutschen Industriestrompreises für Österreich und Europa. Insbesondere den Plan, einen Maximalpreis von 6 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des industriellen Verbrauchs einzuführen, sieht der Ökonom kritisch. „Damit wird der innereuropäische Wettbewerb so verzerrt, dass Österreich und auch andere EU-Mitgliedsländer unter Zugzwang geraten“, sagte er zum „Standard“ (Montagsausgabe).
Felbermayr befürchtet, dass Österreich bei einem solchen Szenario einige Milliarden Euro in die Industrie pumpen müsste, um konkurrenzfähig zu bleiben. Gegenüber der Zeitung rechnete er vor, dass Deutschland bei einem Großhandelspreis (Spotmarkt) von 7,8 Cent im Juli 33 Prozent beizusteuern hätte, um auf die vom deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplanten 6 Cent pro Industriestrom-Kilowattstunde (kWh) (netto) zu kommen. Bei einem Preis von 10 Cent pro kWh wie im Frühjahr wären gar rund 66 Prozent vom deutschen Staat zuzuzahlen. Für Österreich komme hinzu, dass die Großhandelspreise zuletzt höher lagen als bei den deutschen Nachbarn.
Aus Felbermayrs Sicht ebenso problematisch: Nach derzeitigem Stand sollen nur manche Branchen subventioniert werden, vor allem die energieintensiven, exportstarken Betriebe. „Das verzerrt dann auch nach innen die Wirtschaftsstrukturen zugunsten großer, exportorientierter und energieintensiver Unternehmen.“
Ziel des Industriestrompreises ist es, die hohen Energiepreise für die Betriebe abzufedern und eine mögliche Abwanderung der Industrie aus Deutschland zu verhindern. Unter anderem wegen der damit einhergehenden Kosten für den Staat ist die seit Monaten diskutierte Maßnahme politisch aber umstritten.
APA