Der Erdgastarif steigt ab Oktober von 5,98 Cent brutto pro Kilowattstunde auf 11,88 Cent. Auch bei der Fernwärme wird der Tarif erhöht.
18 Monate blieben die 32.000 Erdgaskundinnen und -kunden der Salzburg AG verschont – nun kommt Ungemach auf sie zu. Der Erdgastarif steigt: Aus 5,98 Cent brutto pro Kilowattstunde werden 11,88 Cent. Die Kunden werden in den kommenden Wochen darüber schriftlich informiert. Argumentiert wird dieser Schritt mit weiterhin „hohen, aber stabilen Beschaffungspreisen“ auf den Großmärkten.
Für einen Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 15.000 Kilowattstunden ergeben sich monatlich Mehrkosten von rund 74 Euro brutto, rechnet der Energieversorger vor. „Diese können aber auch reduziert werden, wenn man die zwölfmonatige Bindungsaktion nutzt und damit 21 FreigasTage kassiert“, teilt die Salzburg AG mit. Diese betont, nicht die gesamte Möglichkeit der Preissteigerung zu ziehen: „Um Indexerhöhungen nicht zur Gänze weitergeben zu müssen, hat die Salzburg AG bereits im Frühjahr die allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Gaslieferung angepasst.“ Theoretisch wäre auch ein Gaspreis von 14,4 Cent pro Kilowattstunde brutto möglich gewesen, rechnet das Unternehmen vor. Einstweilen nicht erhöht wird das jährliche Grundentgelt von 36 Euro brutto.
Bei Härtefällen sollen die Tarifanpassungen abgefedert werden: „Der Salzburg AG ist klar, dass insbesondere die Anpassung des Gaspreises für manche eine große Herausforderung darstellt“, teilt das Unternehmen mit. Gaskundinnen und -Kunden der Salzburg AG, die GIS-befreit sind, erhalten eine Einmalzahlung von 400 Euro.
Fast 60 Prozent der Fernwärme basiert bei der Salzburg AG auf Gas. In diesem Bereich steigen die Preise schon ab September um 9,18 Prozent. Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde erhöht sich von 12,7 auf 13,9 Cent. 26.000 Haushalte und rund 7500 Gewerbeanlagen im Fernwärmenetz Salzburg-Hallein sind davon betroffen. Bei einem Jahresverbrauch von 9000 Kilowattstunden bedeute dies Mehrkosten von 10,8 Euro pro Monat brutto, rechnet der Energieversorger vor.
Im Regierungsübereinkommen zwischen ÖVP und FPÖ findet sich der Satz: „Wir setzen uns bei der Salzburg AG dafür ein, dass diese auch weiterhin zu den günstigsten Landesenergieversorgern zählt.“ Nach der Preiserhöhung im Oktober wird das jedoch nicht mehr der Fall sein. Landeshauptmann und Aufsichtsratschef Wilfried Haslauer (ÖVP) sagt dazu: „Die Salzburg AG kann nicht unter dem Einkaufspreis verkaufen, das geht auch aus rechtlichen Gründen nicht.“ Besonders hart getroffene Menschen im Bundesland werden eine Unterstützung erhalten, dafür erarbeite man im Moment Maßnahmen innerhalb der Landesregierung.
AK-Präsident Peter Eder sagt zur Tarifanpassung: „Das Wichtigste ist, dass rasch daran gearbeitet wird, die Unsicherheit bei den Menschen durch Hilfsmaßnahmen wegzubekommen und dass die Landesregierung Hilfsmaßnahmen schnürt.“ Die AK-Experten rechnen mit Mehrkosten von rund 500 Euro pro Jahr durch die Tarifanpassung im Erdgasbereich. Als Grundlage dafür diente eine 75-Quadratmeter-Wohnung mit einem Verbrauch von 9800 Kilowattstunden. Von der Salzburg AG wünscht sich der AK-Chef eine rasche Weitergabe der Preissenkung bei einem günstigeren Gaseinkauf.
Die Salzburg AG hat wie berichtet das Ranking der günstigsten Gaslieferanten in Österreich in den vergangenen Monaten angeführt. Unternehmensinsider sprechen davon, dass bereits im September 2022 entschieden wurde, die höheren Beschaffungspreise im Gasbereich nicht an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Somit wurde wohl unter den Einstandspreisen Gas verkauft. Das Vorstandsduo der Salzburg AG, Michael Baminger und Brigitte Bach, rechneten mit drohenden Verlusten. Das zeigt der Jahresabschluss für 2022, der erst im Juni vorgelegt wurde und nicht wie in den Vorjahren im März. Drohverlustrückstellungen für die Tarifkunden Gas von 15,6 Millionen Euro finden sich darin.
von Marco Riebler
Salzburger Nachrichten