Verbund will schnellen Ausbau der Leitungen

5. Oktober 2023, Taxenbach

Das sei Voraussetzung für die Energiewende, sagte Verbund-Chef Michael Strugl bei einem Besuch der 380-kV-Baustelle in Taxenbach.

Die Diskussionen um die 380-kV-Salzburgleitung von Elixhausen nach Kaprun sind großteils verstummt. Die Gegner mussten sich mit dem Bau der Freileitung abfinden. Der geht mittlerweile in die Endphase. Der Vorstandsvorsitzende des Verbund, Michael Strugl, und der Industrielle Hannes Androsch machten sich am Montag in Taxenbach ein Bild vom Baufortschritt. Der Androsch-Privatstiftung gehören 50 Prozent der Firma Europten, die sich den Auftrag für die Errichtung der Leitung im Abschnitt von Kaprun bis Taxenbach gesichert hat.

Von den insgesamt 449 Masten der Salzburgleitung stehen rund 95 Prozent. Bis Ende des Jahres sollen es 443 von 449 sein. Auch der Seilzug soll bis dahin größtenteils abgeschlossen werden. 75 Prozent der Seile sind bereits montiert. Laut Plan soll die Leitung selbst am 30. April 2024 fertig sein. Damit sind die Arbeiten aber noch nicht zu Ende. Es folgen bis zum Herbst der Rückbau von Straßen, Rekultivierungen und Qualitätskontrollen. Die Inbetriebnahme der Leitung ist für Ende März 2025 geplant. Sobald sie in Betrieb ist, wird mit der Demontage alter Leitungen begonnen, die im Bescheid vorgeschrieben ist. Das betrifft unter anderem die 220-kV-Leitung über das Hagengebirge und die Torscharte bei Hinterthal.

Strugl sagte, die Salzburgleitung sei der wichtigste Meilenstein auf dem Weg zur Energiewende in Österreich. „Das aktuelle Stromnetz ist für die Herausforderungen einer klimaneutralen Energiezukunft nicht gerüstet.“ In Österreich hat man im Westen die Speicherkraftwerke und im Osten die Photovoltaik und die Windräder, bei denen die Erzeugung sehr schwankend ist. Das derzeitige Netz reicht nicht, um diese Schwankungen auszugleichen. Der Verbund musste deshalb 2022 an 237 Tagen in die Stromversorgung eingreifen, etwa indem man Gaskraftwerke einschaltete, so Strugl. „Das ist keine erneuerbare Energie und es kostete 100 Millionen Euro.“

Österreich soll 2030 rechnerisch 100 Prozent erneuerbare Energie erzeugen. Bis 2040 wird sich der Stromverbrauch verdoppeln. Aber Investitionen in die Erneuerbaren seien wirkungslos, wenn nicht gleichzeitig das Netz ausgebaut werde, so Strugl. „Wir müssen gigantische Summen in den Netzausbau auf allen Spannungsebenen investieren.“ Der Verbund will in den nächsten zehn Jahren 15 Milliarden Euro in den Ausbau der Erneuerbaren stecken, davon 3,5 Milliarden Euro in die Netze. Dazu brauche es aber veränderte wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen und die Akzeptanz für Strominfrastruktur auf allen gesellschaftlichen Ebenen. „Nur so kann die Energiewende versorgungssicher und kosteneffizient erfolgen.“ Strugl kritisierte, dass das Behördenverfahren für die Salzburgleitung sechs Jahre gedauert habe. Insgesamt nahm die Vorbereitung 13 Jahre in Anspruch.

Der ehemalige Finanzminister Hannes Androsch forderte mehr Technologieoffenheit und Maßnahmen nicht nur anzukündigen, sondern die Projekte auch umzusetzen. Die Schweiz sei im Kampf gegen den Klimawandel schon weiter und stoße nur halb so viel Treibhausgase aus wie Österreich. Auch Androsch sagte, dass die Netze dabei eine entscheidende Rolle spielen würden. Er spricht von 1000 Kilometern Stromleitungen, die in Österreich fehlten und dringend nötig seien. Seine Firma ist der größte Leitungsbauer in Österreich und spielt auch in Deutschland eine wichtige Rolle. Seit Androsch 2015 in das seit 1920 bestehende Unternehmen eingestiegen ist, hat sich der Umsatz fast vervierfacht und die Zahl der Mitarbeiter ist von 370 auf rund 700 gestiegen. In den nächsten Jahren will Androsch den Umsatz von 200 auf 400 Millionen Euro verdoppeln und die Zahl der Mitarbeiter auf 1000 erhöhen.

von Anton Kaindl

Salzburger Nachrichten

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