Aufregung um dritten Vorstand für EVN

16. Oktober 2023

Aufstockung. Kritik von Oppositionsparteien kann Aufsichtsratschef Wolf nicht nachvollziehen

Hohe Energiepreise haben dem niederösterreichischen Versorger EVN in den ersten Quartalen des Jahres einen Gewinnzuwachs von 84 Prozent auf 419 Millionen Euro beschert. Vor diesem Hintergrund hat der Beschluss, einen dritten Vorstandsposten im Konzern zu schaffen, für Empörung bei der Opposition im Bundesland gesorgt. „Während sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten können, gönnt sich die EVN einen zusätzlichen Spitzenverdiener um 600.000 Euro jährlich“, meint etwa Wolfgang Zwander, Landesgeschäftsführer der SPÖ NÖ.

Reinhard Wolf, Vorstandschef der Raiffeisen Ware Austria (RWA) und seit Sommer neuer Aufsichtsratschef bei der EVN, versucht, im KURIER-Gespräch die Dinge ins rechte Licht zu rücken. „Die EVN wird in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren. Das ist ein gigantisches Projekt.“ Alleine dies würde einen weiteren Vorstand rechtfertigen.

Hinzu komme, dass der aktuelle Technikvorstand Franz Mittermayer kommendes Jahr in Pension gehe und Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz auch schon 60 werde. Und die Größe des Konzerns mit 7.000 Mitarbeitern in fünf Ländern benötige ein breites Management. „Und die EVN hatte früher immer drei Vorstände.“

Gesucht wird nun laut Ausschreibung ein Vorstand in den Bereichen Controlling, Unternehmensrechnung, Finanzwesen, Risikomanagement und Investor Relations. „Wir trennen künftig die Schwerpunkte Technik und Finanzen.“ Auch die Energie Oberösterreich und Wien Energie hätten drei Vorstände, der Verbund vier plus eine zweite Managementebene.

540.000 Euro Jahresgehalt

Wolf bestreitet auch die kolportierte Gage von 600.000 Euro im Jahr. Das Grundgehalt betrage 420.000 Euro. Hinzu komme noch eine mögliche Prämie von bis zu rund 30 Prozent des Grundgehalts. Das wären maximal 540.000 Euro. Dies sei im internationalen Vergleich nicht zu viel. Das beweise auch das Ranking aller im Wiener Börsenindex ATX gelisteten heimischen Unternehmen, wo die EVN bei den Vorstandsgehältern den letzten Platz einnehme. „Auf den Strompreis hat die Gage bei einem jährlichen Umsatz von vier Milliarden Euro Umsatz keinen Einfluss“, stellt Wolf klar.
Der Zeitpunkt der Ausschreibung sei angesichts der hohen Gewinne von Energiekonzernen nur in den Augen von Populisten ungünstig. „Wirtschaftlich ist es der richtige Zeitpunkt.“ Die Bewerbungsfrist endet am 3. November, die Entscheidung soll Ende November/Anfang Dezember fallen.

Wolf sichert eine „vollkommen objektive und unpolitische Auswahl“ zu. Der neue Vorstand soll jedenfalls zur Unternehmenskultur passen und das Unternehmen in Niederösterreich repräsentieren können.

Kurier