Gaspreis im Großhandel ist die ganze Woche gestiegen

17. Oktober 2023

Energie-Frage. Der Großhandelspreis von Gas ist im Laufe der Woche um 45 Prozent gestiegen. Am Freitag kletterte der für den europäischen Markt wegweisende niederländische Index TTF zwischenzeitlich auf bis zu
56 Euro je Megawattstunde, bevor er wieder leicht nachgab. Von den Rekordwerten des Vorjahres mit phasenweise mehr als 300 Euro ist der Preis damit aber weit entfernt.

Eine reale Gas-Knappheit liegt dem Preisanstieg allerdings nicht zugrunde. Die Speicher sind EU-weit so gut wie voll. Mutmaßlich reagieren die Händler auf Entwicklungen, die sich in absehbarer Zeit auswirken könnten.

Krieg, Anschlag, Winter

Der Anstieg am Montag und Dienstag wurde von den meisten Beobachtern auf das Aufflammen des Nahostkonflikts zurückgeführt. Israel hat deswegen die Förderung in dem Mittelmeer-Gasfeld Tamar ausgesetzt. Ein Teil der dortigen Produktion erreicht für gewöhnlich den europäischen Markt. Auch ist der Nahe Osten generell eine wichtige Energie-Drehscheibe. Sollte sich der Konflikt ausweiten, wäre also mit weitreichenden Konsequenzen zu rechnen – insbesondere der Iran ist nicht nur ein wichtiger Unterstützer von Hamas und Hisbollah, sondern auch ein großer Öl-Produzent.

Am Dienstag vermeldete der finnische Netzbetreiber Gasgrid einen mutmaßlichen Anschlag auf die Ostseepipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland. Erinnerungen an den bis dato nicht aufgeklärten Anschlag auf die Ostseepipeline Nord Stream vor etwas mehr als einem Jahr liegen nahe, allerdings hat die Balticconnector bei Weitem keine so hohe Relevanz für die Versorgung Europas.

Schließlich ist in Anbetracht der Jahreszeit mit einem Absinken der Temperaturen zu rechnen – ein Anstieg der Nachfrage wäre insofern naheliegend.

Kurier