E-Control-Chef: Stromkostenbremse hatte unerwünschte Effekte

8. November 2023, Wien
E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch
 - Wien, APA/ROBERT JAEGER

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch spricht sich dafür aus, dass am Strommarkt wieder Normalität einkehrt. Auch wenn der Markteingriff in Form der Stromkostenbremse richtig war, so hatte er auch unerwünschte Effekte, sagte der Regulator am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. So hätte die Deckelung von 2.900 Kilowattstunden auf 10 Cent dazu geführt, dass gesunkene Preise später an die Endkunden weitergegeben wurden.

Wichtig für die Zukunft sei ein Instrument, um Gesellschaftsgruppen identifizieren zu können, die Unterstützung benötigen, so Urbantschitsch. Weil so etwas gefehlt habe, habe man viele unterstützt, die den Zuschuss nicht benötigt hätten.

Die Stromkostenbremse läuft noch bis 30. Juni 2024. Auch beim Netzverlustentgelt und anderen Abgaben greift der Staat derzeit den Haushalten bei den Stromrechnungen unter die Arme. Wie es nach dem 30. Juni weitergehe, „diese Diskussion ist noch zu führen“, sagte Urbantschitsch. Eine Möglichkeit wäre, Anreize für einen Lieferantenwechsel zu setzen, um den Wettbewerb anzukurbeln. Derzeit seien neue Stromverträge für 17 bis 20 Cent netto zu bekommen, damit sei das Marktniveau noch deutlich über dem Deckel von 10 Cent. Eine Unterstützung bis zu 40 Cent sei jedenfalls nicht mehr nötig.

Urbantschitsch verteidigte die Strommarktliberalisierung auch grundsätzlich. Die freie Wahl des Stromanbieters und der Wettbewerb hätten über die letzten 20 Jahre kumuliert eine Ersparnis von 28 Mrd. Euro gebracht. „Was keine Lösung ist, sind regulierte Endkundenpreise“. Dass regulierte Preise nicht ideal seien, sehe man beispielsweise im Fernwärmesektor, wo Urbantschitsch eine große Intransparenz sieht.

Auch wie an den Strombörsen der Preis gebildet wird, die Merit-Order, verteidigte Urbantschitsch. Der Preisfindungsmechanismus führe nicht nur dazu, dass das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung der Nachfrage benötigt wird, den Preis bestimmt, sondern auch, dass günstige, grüne Kraftwerke teure, fossile Kraftwerke aus dem Markt drängen und Strom somit günstiger werde.

APA

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