Ungarn und der russische Atomkonzern Rosatom haben einen Fahrplan für den geplanten Ausbau des ungarischen Atomkraftwerks Paks vereinbart. „Es kann nun mit Sicherheit festgestellt werden, dass die beiden neuen Blöcke zu Beginn der 2030er-Jahre ans Netz gehen werden“, sagte Ungarns Außenminister Peter Szijjarto am Dienstag. Zuvor hatte er mit Rosatom-Chef Alexej Lichatschow am Standort Paks, 100 Kilometer südlich von Budapest, die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
Die beiden neuen Blöcke sollen zwei der vier bisher betriebenen Reaktoren ersetzen. Den Bau hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban bereits 2014 mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vereinbart. Rosatom soll die Reaktoren und die Brennstäbe liefern. Moskau stellte außerdem einen Kredit in Höhe von zehn Milliarden Euro bereit, der mehr als 80 Prozent der Kosten abdeckt. Auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 änderte Orban nichts an den Plänen.
Die Ausführung blieb hinter den Erwartungen zurück. Erst im Vorjahr erteilte die ungarische Landesatombehörde die nötigen Baugenehmigungen. „Beim Ausbau von Paks geht es nicht mehr um die Papierarbeit, sondern um echte Bauarbeiten“, meinte Szijjarto am Dienstag. Lichatschow sagte nach Angaben russischer Medien, dass Russland seine „besten Kräfte“ für das Projekt schicke.
„Die Aufmerksamkeit für das Projekt wird erhöht sein“, sagte der Rosatom-Chef mit Blick auf die in der EU vielfach kritisierte Energie-Zusammenarbeit Ungarns mit Russland. Das EU-Mitglied bezieht auch weiter Erdgas und Pipeline-Öl aus Russland. Als Nachbar Ungarns hat sich die von Russland angegriffene Ukraine immer wieder international für Sanktionen gegen die Nuklearindustrie der Atommacht ausgesprochen.
Das Atomkraftwerk Paks wurde von 1969 bis 1987 erbaut. Es verfügt über vier Druckwasserreaktoren vom sowjetischen Typ WWER-440/213. Seine Tagesleistung wird mit 2000 Megawatt angegeben. Damit deckt es knapp mehr als 50 Prozent des ungarischen Strombedarfs.
APA/dpa