Strom aus den Speicherteichen der Skigebiete

7. Feber 2024

Kleinwasserkraftbetreiber wollen künftig Beschneiungsspeicher zur Energiegewinnung nutzen. Doch es gibt Hürden.

Lange Verfahrensdauern für neue Projekte und ein bereits hoher Ausbaugrad an den Flüssen haben den Zubau von Kleinwasserkraftwerken zuletzt deutlich gebremst. Jetzt schielt die Branche auf ein brachliegendes Potenzial, das bisher nicht im Fokus der Energiegewinnung gestanden ist. Die Rede ist von den Speicherteichen der Skigebiete, die im Winter die Beschneiungsanlagen mit Wasser speisen. Der Kleinwasserkraftverband spricht von bis zu 1,2 Millionen Kilowatt Kraftwerksleistung, die in der Steiermark über diese Reservoirs verwirklichbar wären, was der 65-fachen Leistung des Grazer Murkraftwerks entspräche.

Um einen Kubikmeter Kunstschnee zu erzeugen, wird rund ein halber Kubikmeter Wasser gebraucht, lautet eine Daumenregel. Dieser Prozess verschlinge rund fünf Kilowattstunden Strom, wodurch die künstliche Beschneiung pro Saison bundesweit 290 Gigawattstunden Energie verbrauche, sagt Paul Ablinger, Geschäftsführer des Vereins Kleinwasserkraft Österreich. Die meiste Zeit des Jahres seien die Wasserpeicherteiche der Skigebiete aber ungenutzt, was sich nach Vorstellung der Kraftwerksbetreiber ändern soll. „53 der 88 steirischen Speicherteiche sind Schätzungen zufolge zur Stromerzeugung geeignet“, sagt Ablinger. In den meisten Fällen seien kleine Pumpspeicheranlagen sinnvoll. Diese würden zwar keine zusätzliche Stromausbeute ins System bringen, könnten bei hohem Strombedarf aber Wasser über eine Turbine von einem höhergelegenen Speicherteich in einen tiefergelegenen ablassen und bei Stromüberschuss wieder zurückpumpen. „Das würde die Netze und die Strompreise entlasten“, sagt Ablinger.

Der Vorteil:

Viel der nötigen Infrastruktur wäre in den Skigebieten bereits vorhanden, von Transformatoren über Pumpen bis zur Netzanbindung, die Eingriffe wären gering. Entsprechend hellhörig seien auch viele Skigebiete, sagt der steirische Seibahner-Sprecher Fabrice Girardoni. „Auch am Stuhleck beschäftigen wir uns bereits mit der Frage, wie man die Teiche entsprechend nutzen kann.“ Der Teufel stecke aber häufig im Detail. „Die Speicherteiche sind normalerweise nicht als korrespondierende Becken angelegt, da ist noch viel zu klären“, sagt Girardoni. Zudem kann entsprechenden Plänen auch der Landschaftsschutz einen Strich durch die Rechnung machen. Dieser schreibt nämlich oftmals vor, dass die Speicherteiche über den Sommer gefüllt bleiben müssen.

von Günter Pilch

Kleine Zeitung

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