Ein Plusgab’s nur bei Ölkesseln

17. Juli 2024, Salzburg

Während sich die Nachfrage nach Biomassekesseln im Vorjahr halbierte und auch Wärmepumpen weniger gefragt waren, gab es bei Ölkesseln ein Plus von 40 Prozent – auf sehr niedrigem Niveau. Heuer ist alles anders.

Einer gewissen Ironie entbehre es nicht, sagt Marktforscher Andreas Kreutzer. Angestrebt werde beim Thema Heizen die grüne Wende. „Und dennoch wuchs im Vorjahr einzig die Nachfrage nach Ölkesseln – ganz ohne Förderung und trotz öffentlicher Ächtung.“

Freilich gehe es nur um marginale Stückzahlen, räumt Kreutzer ein. 1400 Ölkessel seien laut einer Studie von Branchenradar – die die Daten der Hersteller analysiert – im Vorjahr neu installiert worden. Das ist ein Plus von 40 Prozent, im Jahr davor waren es rund 1000 Anlagen, 2021 noch 3000. Eingebrochen ist dagegen der Markt für Biomassekessel. Hier gab es eine Halbierung von 31.000 neuen Anlagen im Jahr 2022 auf nur 14.700 Pellets- und Hackschnitzelkessel 2023. Hintergrund sei freilich, dass die Angst vor einem Ausbleiben des russischen Gases von 2021 auf 2022 zu einer regelrecht explodierenden Nachfrage nach Pellets und Biomasse-Brennern führte. 2021 waren 18.000 Kessel installiert worden. Zum Rückgang auf ein normales Niveau kam dann, dass nicht nur die Gas-, sondern auch die Pelletspreise explodierten, was Kunden vergraulte.

Betroffen von dem Einbruch war laut Kreutzer aber auch die Wärmepumpe. Hier sanken die Stückzahlen um 14 Prozent auf 42.100 Anlagen. Grund sei einerseits der Rückgang im Neubau. „Mittlerweile setzen mehr als 90 Prozent der privaten Häuslbauer auf Wärmepumpen“, so Kreutzer. Beim Heizungsaustausch in Altbauten seien Wärmepumpen hingegen ohne komplette Sanierung wenig sinnvoll. Denn sie brauchen Flächenheizungen, also Fußboden- oder Wandheizung, und nicht Heizkörper mit hohen Vorlauftemperaturen.

Grund für die Flaute war laut Kreutzer aber auch die „Ankündigungspolitik“ der Regierung. Zum einen habe die Ankündigung von deutlich höheren Förderungen viele zum Abwarten gebracht. Zum anderen wackelte plötzlich der verpflichtend geplante Austausch von bestehenden Öl- und Gaskesseln.

In Neubauten sind Ölkessel seit 2020 verboten – und in der Realität bei neuen Bauvorhaben ohnehin längst kein Thema mehr. Gasheizungen sind im Neubau seit heuer untersagt. Beim Austausch ist die Regierung im Vorjahr von ihrer strengen Linie abgegangen. Auf einen verpflichtenden Tausch von Öl- und Gasheizungen in bestehenden Häusern bis 2035 bzw. 2040 hat man verzichtet. Dafür wurden die Förderungen für den Heizungswechsel massiv erhöht. PV-Anlagen und Montage sind 2024 und 2025 von der Umsatzsteuer befreit. Wer seinen Öl- oder Gaskessel durch eine klimafreundliche Variante ersetzt, bekommt bis zu 75 Prozent der Kosten gefördert, Einkommensschwache erhalten bis zu 100 Prozent. Länder dürfen auch strengere Regeln einführen. In Salzburg gilt seit Juli 2021 laut Baupolizeigesetz, dass nicht nur im Neubau der Einbau von Ölkesseln verboten ist, sondern auch bei einem Austausch. Ausgenommen sind nur Härtefälle.

Der Andrang auf die Raus-aus-Öl-und-Gas-Förderungen ist jedenfalls wieder gestiegen. 120.000 Registrierungen bzw. Anträge gebe es bereits, betont man im Klimaministerium. Manfred Denk, Innungsmeister der Heizungs- und Lüftungstechniker in der Wirtschaftskammer, ist nach dem Stop-and-go der Politik noch skeptisch: „Anträge sind lieb und nett. Ich hoffe, dass sich so viele wie möglich auch in den Auftragsbüchern niederschlagen.“ Kurzfristig werde es nach der Urlaubszeit wieder einen „Stau“ geben, befürchtet er. „Wir werden wieder hören: ,Ich krieg keinen Installateur.‘“

Prognose will er für heuer keine abgeben. Bis klar sei, wie die Förderungen tatsächlich wirken, werde es ein Jahr dauern. „Eine Heizung tauscht man nicht wie eine Handtasche“, sagt der Standesvertreter. Die Haushalte würden länger überlegen – und das erschwere die Kapazitätsplanung für die Unternehmen.

Auch mit dem Polit-Marketing bei Subventionen ist Denk nicht glücklich. „Es gibt Obergrenzen und das dürfen wir den Leuten erklären.“ Für eine Luftwärmepumpe gebe es maximal 16.000 Euro (Details unter Kesseltausch.at), während der komplette Austausch einer Ölheizung rund 35.000 Euro koste. Nicht jeder könne sich das leisten, wendet er ein.

Mitunter scheitere die Installation einer Wärmepumpe – gerade in Salzburg – auch am nicht ausreichenden Stromnetz oder eine Pelletsheizung an den Regeln für Hochwasserschutzzonen. Dann bleibe Hausbesitzern nicht viel übrig, als ihre Anlage zu erneuern. Im Vorjahr wurden laut Branchenradar immerhin noch 27.500 Gasheizungen neu eingebaut, 2022 waren es 31.000. Dass auf den Austausch von Ölheizungen verzichtet wird, könnte auch mit den Kosten für den Abbau der Anlage zu tun haben. Rund 8000 Euro koste es, einen Öltank ordnungsgemäß als Sondermüll zu entsorgen.
Im Aufwind sieht sich heuer wieder die Pelletsbranche. „Wir haben im ersten Halbjahr 2024 doppelt so viele Anlagen eingebaut wie im Jahr davor“, sagt Doris Stiksl, Geschäftsführerin des Branchenverbandes Pro Pellets. Nicht nur die hohen Förderungen beleben das Geschäft. Auch der Preis der Pellets ist von seinem Hoch im Oktober 2022 von 630 Euro pro Tonne mittlerweile auf 285 Euro pro Tonne gefallen.

von Monika Graf und Regina Reitsamer

Salzburger Nachrichten