Energiewende. Einfache Maßnahmen würden dem Netzausbau viel bringen
Betreiber von Stromnetzen befinden sich in einer Zwickmühle. Einerseits sind sie gefordert, die Infrastruktur für eine stark wachsende Zahl von Photovoltaik- und Windkraftanlagen auszubauen, andererseits mangelt es ihnen an dafür notwendigen gesetzlichen Vorgaben. Das noch nicht beschlossene Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) liegt vor der Nationalratswahl auf Eis.
Vollgas und Turbo
Österreich dürfe man aber bei der Energiewende keine Zeit verlieren, heißt es von den heimischen Netzbetreibern im Forum Versorgungssicherheit.
Bei der Energiewende sei man in Österreich „eigentlich schon mit Vollgas unterwegs. Aber um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir trotzdem den Turbo einschalten“, sagt Florian Pilz, Geschäftsführer von Netz Burgenland.
Für den Netzausbau seien viel mehr Geld und viel weniger Bürokratie notwendig. Genehmigungsverfahren müssten etwa um einiges schneller abgewickelt werden. Neben großen könnte man aber auch an kleineren Stellschrauben drehen, die viel Wirkung zeigen würden. Ein Wunsch der Netzbetreiber laute etwa, Infrastruktur weniger auf Extreme auslegen zu müssen.
Momentan muss etwa die Nennleistung von neuen Photovoltaikanlagen über das Netz abgeführt werden können. In bestimmten Netzbereichen wäre es laut Pilz dagegen besser, man würde die Einspeiseleistung von PV-Anlagen auf 70 Prozent drosseln. „Im Jahr hätte man nur fünf Prozent weniger Stromproduktion, man könnte dann aber insgesamt mehr Anlagen ans Netz bringen.“
Weniger Leistung
Im privaten Bereich könne man viel für die Energiewende tun. Derzeit werde Strom meist nach Kilowattstunden abgerechnet und es sei egal, welche Leistung (in Kilowatt) in Anspruch genommen wird.
E-Auto-Fahrer zahlen dadurch gleich viel, egal ob sie am Abend mit voller Leistung laden oder die Batterie tagsüber (viel Solarenergie) langsam laden. Leistungsbasierte Tarife, die Ladevorgänge mit weniger Leistung begünstigen, könnten einen Anreiz geben, um die Netzsteuerung zu erleichtern. Wo sich die Netzbetreiber mehr Gerechtigkeit wünschen, ist die Verteilung von Kosten. Derzeit seien die Netzkosten genau dort am höchsten, wo der meiste Ausbau stattfinde. „Dafür, dass die Burgenländer so viele Windräder rund um den Neusiedler See haben, dürfen sie auch noch höhere Netzgebühren zahlen“, sagt Pilz. Das sei ungerecht. Die Kosten sollten bundesweit aufgeteilt werden, wogegen sich aber manche Bundesländer wehren.
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Wünsche der Netzbetreiber: Sie wollen eigene Wasserstoffspeicher errichten dürfen, Smart-Meter-Daten in größerem Umfang nutzen und mehr Unterstützung bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten erhalten.
Kurier