Der städtische Energieversorger Wien Energie verspricht für das kommende Jahr ausschließlich nicht-russisches Gas für seine Kundinnen und Kunden. In den letzten Tagen habe man die Beschaffung von zehn TWh aus nichtrussischen Quellen gesichert. Gas unbekannter Herkunft, das Wien Energie aufgrund laufender Verträge noch bis 2027 bezieht, werde man an der Börse verkaufen. Das gaben Wien-Energie-Chef Michael Strebl und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke am Freitag bekannt.
„Natürlich wollen wir auch über 2025 hinaus alle Wienerinnen und Wiener mit nicht-russischem Gas beliefern“, erklärte Strebl. Für 2025 habe man dies nun fixiert und damit „einen Standard gesetzt“ und ein „Signal an den Markt“ gesendet. Für das Jahr 2026 gebe es jedoch noch viele Fragen am Gasmarkt. Beispielsweise, ob über die Ukraine noch Gas nach Europa geliefert werde und wie auf EU-Ebene ein Gaskennzeichnungssystem ausschauen werde.
Die zehn gesicherten TWh würden zu mindestens 80 Prozent aus der Nordsee kommen. Mit weiteren 2,2 TWh Gas aus der Nordsee, die das Unternehmen noch in den Speichern habe, komme man auf 12,2 TWh an nicht-russischem Gas. Je nach Witterung liege der Gasjahresbedarf der Wien Energie bei 12 bis 14 TWh. Sollte die nun gesicherte Menge nicht ausreichen, werde man Gas aus nicht-russischen Quellen nachkaufen, so Strebl. Das künftige nicht-russische Gas beziehe Wien Energie nun von Handelspartnern, die mit eidesstattlichen Erklärungen versprechen, dass das Gas nicht aus Russland kommt. Die Mehrkosten, die durch das nicht-russische Gas entstehen, würden sich auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag belaufen. Diese würden jedoch nicht an die Kunden weitergegeben, sondern aus dem Ergebnis der Wien Energie gedeckt.
Der Wien-Energie-Chef betonte, dass sein Unternehmen kein Importeur sei und das Gas üblicherweise am österreichischen Markt beziehe und in Österreich, Deutschland und Holland handle. Hierbei sei es nicht nachvollziehbar, woher das Gas kommt und somit könnte es auch aus Russland stammen. Jene Gasmengen mit nicht deklarierter Herkunft, die aufgrund laufender Verträge weiterhin gekauft werden, würde die Wien Energie an der Börse verkaufen. Dabei gehe es um „mehr als die Hälfte eines Jahresbedarfs“, rechnete Strebl vor. „Wie beim Klimagesetz geht auch Wien beim Ausstieg aus russischem Erdgas voran. Das klare Bekenntnis der Wien Energie bereits ab 2025 kein russischen Erdgas einzukaufen zeigt gesellschaftspolitisch verantwortliches Handeln,“ betont NEOS Wien Energie- und Klimasprecher Stefan Gara.
Als „ausgesprochen sinnvolle Maßnahme“ bezeichnen Parteivorsitzender Peter Kraus und Budgetsprecher Martin Margulies der Grünen den Ausstieg der Wien Energie aus russischem Gas mit Jahresbeginn 2025.
Julia Herr, die stellvertretende Klubobfrau und Umweltsprecherin der SPÖ, sagte in einer Aussendung, dass dies sehr erfreuliche und lobenswerte Neuigkeiten sind. Besonders hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang, das Versprechen Wiens, wonach sowohl die Versorgungssicherheit der Wiener Bevölkerung auch in Zukunft gewährleistet sein wird als auch zusätzliche Mehrkosten für Kundinnen und Kunden ausgeschlossen werden, bekräftigt Herr.
APA