Geheime Windparkpläne jetzt offiziell eingestellt

23. September 2024

Alle Aktivitäten hinter verschlossenen Türen gestoppt. Landeshauptmann Wallner spricht nach einem VN-Bericht ein Machtwort.

Bregenz Vor knapp drei Wochen hatte ein VN-Bericht über geheime Windparkpläne für mächtig Wirbel im Landhaus gesorgt. Mitarbeiter von Planungsbüros waren Anfang Sommer in mehreren Bregenzerwälder Gemeinden unterwegs, um Grundstückseigentümern von Alpen, die sich für Windkraftanlagen eignen, unterschriftsreife Verträge zu unterbreiten. Gelockt wurde mit dem großen Geld. Windparks sollten in sensiblen Gebieten wie auf der Niedere in Andelsbuch oder der Damülser Mittagsspitze entstehen. Die EVN Naturkraft, mittlerweile Projektpartner des landeseigenen Energieversorgers illwerke vkw, hatte die Projekte hinter verschlossenen Türen vorangetrieben.

Von den Vorgängen haben Mitglieder der Landesregierung erst aus der Zeitung erfahren. Mittlerweile hat Landeshauptmann Markus Wallner (57, ÖVP) als Eigentümervertreter der illwerke vkw „in einem klärenden Gespräch alle Aktivitäten einstellen lassen“. Es würden in Vorarlberg keine Schritte für zukünftige Windkraftprojekte gesetzt, ohne volle Transparenz, so der Landeshauptmann zu den VN. Für Wallner stehen die Reputation und Vertrauenswürdigkeit der illwerke vkw auf dem Spiel. „Es gab immer eine offene Kommunikation mit Grundstückseigentümern und Gemeinden. Und es gab politischen Konsens“, so der Landeshauptmann. Ehrlich und geradlinig, damit sei Vorarlberg gut gefahren und daran wolle man festhalten.

Große Geldversprechen

Keine Fotos, keine Kopien von Unterlagen, strengste Geheimhaltung: Über Wochen hatten Planungsbüros im Auftrag der EVN Naturkraft im Frühsommer Mitglieder von Alpgenossenschaften im gesamten Bregenzerwald Besuche abgestattet. Mit im Gepäck hatten sie unterschriftsreife Dienstbarkeitsverträge und Geldversprechen in Lotto-Manier. 30.000 Euro je Windkraftanlage für zumindest die nächsten 25 Jahre wurden den Grundstückseigentümern in Aussicht gestellt. Wie viele unterschrieben haben, ist unklar. Klar ist hingegen, dass die Verträge mittlerweile wohl wertlos sind. Die Vorhaben seien eingestellt worden, alles zurück auf null. Geheim und hinter verschlossenen Türen mit hohen Geldversprechen: „Wir sind nicht im wilden Westen, wo man im Geheimen irgendwo Verträge unterbreitet. Das entspricht nicht den Verhältnissen in Vorarlberg“, sagt Wallner.

Spielregeln vermittelt

Die EVN Naturkraft, eine 100-Prozent-Tochter des niederösterreichischen Landesenergieversorgers EVN, hatte anfangs unabhängig Windkraftprojekte in Vorarlberg sondiert. Seit Juli gibt es eine Kooperation mit den illwerke vkw. Man könne von der großen Erfahrung des Partners profitieren, ist Wallner überzeugt. Allerdings habe sich dieser an die Spielregeln im Land zu halten. In einem persönlichen Gespräch mit dem EVN-Vorstand seien diese auch noch einmal deutlich skizziert worden. Ein Einmischen ins operative Geschäft will der Landeshauptmann darin allerdings nicht sehen. „Da geht es nicht um einen einzelnen Vertrag, sondern um eine grundsätzliche Strategie, die auf Transparenz und Offenheit aufbaut.“ Geheimprojekten hinter verschlossenen Türen wurde jetzt jedenfalls der Stecker gezogen.

Fokus auf Wasserkraft

Beim Ausbau erneuerbarer Energien werden im Land mehrere Strategien verfolgt. Klar sei aber, dass jeder das machen solle, was er am besten könne, sagt Wallner. Das sei in Vorarlberg nun mal die Wasserkraft. Über Expertise verfüge man zudem bei Photovoltaik. Windkraft steckt hingegen noch in den Kinderschuhen. Ob es jemals Windräder im Land neben Gipfelkreuzen geben wird? „Der alpine Raum bietet andere Voraussetzungen wie etwa in Flächenbundesländern“, sagt Wallner. Gefragt sei ein sensibler Umgang mit Natur- und Landschaftsschutz. Für Windparks in Naturräumen wie der Niedere oder dem Bereich der Damülser Mittagsspitze scheint der Gegenwind jedenfalls zu groß – nach der verkorksten Kommunikationspolitik mit höchster Geheimhaltung erst recht.

Vorarlberger Nachrichten