Der deutsche Autobauer Mercedes setzt weiterhin auf eine vollelektrische Zukunft, die Frage sei nur, wie lange es den Verbrenner noch geben werde. Dies bestätigte Mercedes-Österreich CEO Niels Kowollik am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Thalheim bei Wels im Rahmen eines großangelegten mehrtägigen Präsentationsevents im Museum Angerlehner. Außerdem sprach sich der Manager gegen Zölle aus, befürwortete aber eine Subventionsbepreisung.
Ursprünglich plante der deutsche Premiumhersteller, den Verbrenner ab 2030 gänzlich auslaufen zu lassen und nur noch elektrische Modelle herzustellen. Dieses Ziel haben die Schwaben aber 2024 wieder aufgeweicht. Trotzdem investiert Mercedes weiterhin massiv in die Umstellung auf E-Mobilität. Bis 2026 würden über 60 Mrd. Euro an Investitionsvolumen für die Transformation hin zu einer vollelektrischen und softwaregetriebenen Mobilität aufgewendet – die Zukunft der Mobilität sei elektrisch und digital, heißt es auch bei der Automarke aus Stuttgart.
Zölle auf E-Autos halte Kowollik für negativ, da sie immer Wechselwirkungen und Gegenreaktionen erzeugen würden, die auch die europäischen Autobauer treffen würden. Dagegen würde er für eine Bepreisung für Subventionierungen, sprich einen Zuschlag auf vom Staat bezuschusste Güter, eintreten. Damit könnten Wettbewerbsverzerrungen zielgenauer vermieden werden.
Mercedes wolle jedenfalls noch bis in die 2030er-Jahre Verbrennermodelle anbieten. Wie lange es bis zum vollständigen Umstieg auf die E-Autos dauerte, sei eine „emotionale Entscheidung der Kunden“. Diese hätten oft Sorge, dass diese Entwicklung zu revolutionär sein würde, sagte Kowallik. Ein Hindernis sei seiner Meinung nach der „Wildwuchs an Bezahlsystemen“ in Europa, weniger die Anzahl an Ladestationen. Kowallik propagierte auch das neue Mercedes-Betriebssystem, das auf dem Markt zum Einsatz kommen solle. Einer einheitlichen Softwarebasis für die europäischen Hersteller erteilte er eine Absage: „Das würde zu lange dauern und man kann nicht auf so etwas warten“, sagte der Mercedes-Österreich-Chef.
Als einen weiteren wesentlichen Megatrend für die Zukunft der Autoindustrie nannte Kowallik neben E-Mobilität und Digitalisierung das autonome Fahren. Dabei seien aber noch ethische Fragen zu lösen. Mercedes investiere aber auch hier und wolle die Forschung immer weiter bis zur Marktreife vorantreiben.
Mit knapp 19 Mrd. Euro Produktionswert, 38.000 Angestellten und der Produktion von rund 1,8 Mio. Motoren und Transmittern hob René Tritscher, Geschäftsführer der Austrian Business Agency, die Bedeutung der automotiven Industrie für den Standort Österreich hervor. Ebenso sei der volkswirtschaftliche Mehrwert von internationalen Unternehmen im Land beträchtlich.
„Österreich ist ein automotiver Standort“, sagte Tritscher und bezeichnet die Standortdaten für Österreich als positiv. Nur die Kosten hätten sich in den letzten Jahren beim Ranking ungünstig entwickelt. Das zähle zu den Hausaufgaben, die wirtschaftspolitisch gelöst werden müssten, meinte Tritscher. Als eines der wichtigsten Hauptmotive für internationale Investitionen in den heimischen Standort nannte er die gute Ausbildung. Daneben spielten unter anderem das Marktpotenzial als eines der reichsten EU-Länder mit hoher Kaufkraft sowie die erstklassigen Bedingungen für die Forschung eine tragende Rolle.
APA