
Der deutsche Agrarkonzern BayWa gibt die Mehrheit an seiner Wind- und Solar-Projekttochter BayWa r.e. an den schweizerischen Miteigentümer Energy Infrastructure Partners (EIP) ab. Mit einer Kapitalspritze stockt der Finanzinvestor EIP seine Beteiligung von 49 auf rund 65 Prozent der Anteile auf, wie die BayWa in der Nacht zum Montag mitteilte.
Die BayWa r.e. brauche bis 2028 rund 435 Mio. Euro frisches Geld, nachdem das Geschäft mit dem Weiterverkauf von Erneuerbare-Energien-Projekten derzeit stockt, ergänzte der Konzern. Im Zuge der Transaktion erlässt der Konzern der bisherigen Tochter ein 350 Mio. Euro schweres Gesellschafterdarlehen.
Mit der Kapitalerhöhung und zusätzlichen Krediten werde die „BayWa r.e. AG finanziell entsprechend ihrem kapitalintensiven Geschäftsmodell aufgestellt“, erklärte die BayWa. Das könne sich langfristig positiv auf den Wert der verbleibenden Beteiligung auswirken. Die BayWa r.e. stand bereits früh auf der Verkaufsliste der BayWa, weil sie die Bilanz des Mutterkonzerns stark belastete und seine Schuldenlast nach oben trieb. Doch der Vorstand zögerte, weil er sich zu einem späteren Zeitpunkt einen höheren Erlös erhoffte.
BayWa braucht außerordentliche Hauptversammlung
Zunächst erschwert der Schuldenerlass aber die Sanierung der BayWa, die auch durch den Verkauf des Minderheitenanteils am österreichischen Schwesterkonzern RWA AG die Schuldenlast drücken will. Durch den Verzicht hat die AG ein negatives Eigenkapital und muss eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, um die Aktionäre formal darüber zu informieren. „Die positive Fortführungsprognose der BayWa AG besteht weiterhin“, betonte das Unternehmen. Doch das Sanierungsgutachten, das der BayWa eine gute Überlebenschance attestiert, muss aktualisiert werden.
Auf dieser Basis muss auch mit den Banken und den beiden Großaktionären, der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs-AG und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest, neu verhandelt werden. Die Sanierung werde sich nun bis Ende 2028 hinziehen, ein Jahr länger als geplant. Das bedeutet, dass auch die Kreditgeber ihr Geld erst dann wiedersehen werden. Wegen der Verzögerungen werde auch der Restrukturierungsplan nach dem StaRUG-Gesetz später eingereicht, mit dem die BayWa einige widerspenstiger Gläubiger auf Linie bringen will.
APA/ag