
Netzstabilität ist auch für die IKB eine Herausforderung Roland Tiwald IKB-Bereichsleiter Stromnetz
Eine „sehr positive Bilanz“ beim Ausbau von Solaranlagen in Tirols Landeshauptstadt hat am Mittwoch Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber gezogen. „Wir können 15.000 Haushalte mit Photovoltaik-Energie versorgen. Wir, das sind zum einen die Stadt und die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) und zum anderen die Innsbrucker selbst.
Bereits 2.000 PV-Anlagen
Das Wachstum von PV-Flächen auf privaten und öffentlichen Dächern bzw. Fassaden sei in den vergangenen Jahren exponentiell gewesen, so Anzengruber. 2017 gab es im Stadtgebiet 347 Solaranlagen, die 6.794 MW/h Strom lieferten. Inzwischen kommen bereits 40.000 MW/h aus rund 2.000 Anlagen.
„Mehr als die Hälfte davon ist in den vergangenen zwei Jahren entstanden“, bringt Roland Tiwald, IKB-Geschäftsbereichsleiter für das Stromnetz, den PV-Boom auf den Punkt.
Der findet in ganz Österreich und Europa statt. Die erfreuliche Entwicklung mit Hinblick auf die Energiewende bringt aber auch Probleme mit sich: „Die größte Herausforderung ist die Netzstabilität“, erklärt Tiwald. Die größte Menge an Solarstrom wird im Sommer um die Mittagszeit produziert, wo er aber nicht in diesem Ausmaß benötigt wird.
Dazu kommt, dass es beim Bau der Energieinfrastruktur nicht vorgesehen war, „dass Strom wieder retour ins Netz kommt“, beschreibt Tiwald ein weiteres Problem. „Es ist so, als müsste man alle Landesstraßen von Einbahn auf Gegenverkehr umrüsten“, hatte Thomas Rieder, Geschäftsführer der Landesnetzgesellschaft Tinetz, im Vorjahr die Notwendigkeit für einen großen Umbau beschrieben.
Damit es zwischenzeitlich nicht nur zu Überlastungen kommt, hatte Energielandesrat Josef Geisler (ÖVP) sogar an die Tiroler appelliert, „dass sie mehr auf Eigenversorgung gehen und nicht zu viel ausbauen sollten.“
Auch IKB-Vorstandsvorsitzender Helmuth Müller rät, dass man „nicht einfach das Dach vollpflastert, sondern schaut, was ist mein Verbrauch.“ Anzengruber stellt aber klar: „Wir machen keinen Appell, einen Stopp zu machen.“ Der PV-Ausbau soll also in Innsbruck weiter vorangetrieben werden.
„Wir haben lokal ein sehr starkes Netz“, versichert Tiwald. Bei nur 20 der rund 2.000 PV-Anlagen in der Stadt konnte laut IKB die volle Einspeiseleistung erst nach einer Verstärkung des Netzes ermöglicht werden. Es gelte aber zu schauen, „wie wir die Energie von den Tages- in die Nachstunden bekommen“, so der Bürgermeister.
Vom Ausbau profitieren
Die IKB investiert nun in einen großen Batteriespeicher. Der diene vorerst aber laut Müller in erster Linie dazu, „zu lernen, wie man mit solchen Anlagen umgeht.“ Die IKB hat indes bereits weitere PV-Anlagen in der Pipeline. Mit sogenannten „Sonnenkraft-Paketen“ bietet sie Kunden die Möglichkeit, sich am Ausbau zu beteiligen und davon zu profitieren. Wer ein Paket um 300 Euro bezieht, bekommt über fünf Jahre hinweg 350 Euro als Stromgutschrift retour.
„Dass Strom wieder retour ins Netz kommt, ist beim Bau nicht vorgesehen gewesen“
von Roland Tiwald IKB-Bereichsleiter Stromnetz
Kurier