Verbund-Chef rechnet langfristig mit höheren Energiepreisen

29. August 2022, Wien
Die Großhandelspreise für Strom sind derzeit auf Rekordniveau

Verbund-Chef Michael Strugl rechnet auch nach Krisenende mit höheren Energiepreisen. „Ich glaube nicht, dass wir ein Preisniveau sehen werden, wie wir es vor der Krise gewohnt waren“, sagte Strugl am Samstag in der Radioreihe „Im Journal zu Gast“. Man müsse nun „alles tun, um zu einem einigermaßen vernünftigen Preisniveau zu kommen“, etwa durch regulatorische Maßnahmen und den Ausbau der Erneuerbaren Energie.

Die von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr vorgeschlagene Stromrechnungsbremse wäre für den Verbund-Chef ein „vernünftiger Kompromiss“. Die türkis-grüne Regierung will ihr Modell für eine Strompreisbremse in Kürze vorstellen. Es sei „richtig, einen Grundbedarf zu stützen und darüber hinaus den Markt wirken zu lassen“, sagte Strugl. „Ich glaube schon, dass es notwendig ist, dass man die Leute hier nicht im Stich lässt“. Die hohen Energiepreise seien „eine große Belastung“ für viele Haushalte.

Felbermayr plädiert bei der Stromrechnungsbremse für eine Berücksichtigung der Haushaltsgröße. „Es macht einen riesigen Unterschied, ob eine oder fünf Personen in einem Haushalt leben“, sagte der Wifo-Chef der „Presse“ (Samstagsausgabe). Es gebe sonst die Gefahr, dass bei Einpersonenhaushalten der gesamte Stromverbrauch subventioniert werde. Außerdem fordert Felbermayr eine soziale Staffelung bei der Strompreisbremse. „Hier könnten die Netzbetreiber vielleicht auf die Daten der GIS-Befreiung zurückgreifen“, so der Wifo-Chef.

Die Blockade der Gas-Lenkungsverordnung im Hauptausschuss durch die Oppositionsparteien verlängert die Reaktivierung des Verbund-Kohlekraftwerks Mellach. Wäre die Verordnung diese Woche beschlossen worden, dann hätte man Ende Jänner beginnen können, so der Verbund-Chef. „Wir brauchen die Verordnung, sonst können wir das nicht machen.“ Weil die Fristen für den technischen Umbau und die Kohlelieferungen nun ausgelaufen seien, sei ein Start erst im April realistisch. Das politische Tauziehen um die Ausgestaltung der Verordnung wollte Strugl nicht kommentieren. Er wünsche sich aber einen „nationalen Schulterschluss“, weil es um die Versorgungssicherheit gehe.

APA

Ähnliche Artikel weiterlesen

Gazprom gegen OMV – Verwirrung auf Webseite von Gericht

26. April 2024, Wien/Moskau
Wurde die OMV-Tochter verurteilt oder nicht?
 - Wien, APA

Global rasanter Anstieg bei installierter Batterieleistung

25. April 2024, Wien/Paris
Wind- und Solarstrom muss in Batterien zwischengespeichert werden
 - Middelharnis, APA/AFP/ANP

Wifo-Chef: „Keine Katastrophenstimmung“ wegen Russland-Gas

24. April 2024, Wien
Gabriel Felbermayr kalmiert
 - Wien, APA/GEORG HOCHMUTH

E-Wirtschaft: Netzinfrastrukturplan guter erster Schritt

24. April 2024, Wien
Studie: Bis 2040 rund 25 Mrd