Die Treibhausgas-Emissionen sind in Österreich 2023 laut „Nowcast“-Prognose gegenüber dem Jahr zuvor um 6,4 Prozent gesunken. Wie Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt gab, ist der Rückgang nur zum geringen Teil von rund einem Prozentpunkt auf konjunkturelle Einflüsse oder die mildere Witterung zurückzuführen. „Man sieht die Wirksamkeit der Klimaschutzpolitik der vergangenen vier Jahre“, sagte Gewessler.
„Das entspricht einem Rückgang von 4,7 Millionen Tonnen CO2, was einem Ausstoß von 68,2 Millionen Tonnen entspricht, das ist der niedrigste Wert seit 1990“, hielt Gewessler fest. Die Berechnungen der Umweltbundesamt-Nahzeitprognose brächten insgesamt sehr erfreuliche Ergebnisse, die noch deutlicher als in der ersten Abschätzung vom März ausgefallen sind. In den vergangenen zwei Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen somit um insgesamt 11,9 Prozent gesunken.
„Österreich ist auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040. Die Berechnungen des Umweltbundesamts beweisen: Mutige Klimapolitik wirkt. Der Ausbau erneuerbarer Energie läuft auf Hochtouren, Ökostrom-Rekorde, Sanierungsoffensive und Klimaticket und vieles mehr sorgen dafür, dass unsere Emissionen weiter sinken“, sagte Gewessler.
Besonders der Ausbau der Erneuerbaren lasse die Emissionen nur so dahinschmelzen, wie auch Haussanierung und Fassadendämmung einen Beitrag leiste – und der Rückgang der Emissionen zeige sich in allen Sektoren. Wenn man so weitermache, könne man den Kampf gegen die Klimakrise gewinnen – Hitze, Unwetter oder Gletscherschmelze würden zeigen, dass dies auch nötig sei.
Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt berichtete, dass sowohl bei Erdgas wie auch bei Heizöl und beim Emissionshandel eine deutliche Abnahme vorliege. Man sehe hier das Resultat der Abkehr von den Fossilen. Der Klimaexperte hob die Bedeutung des Mobilitätsbereichs für das Erreichen der Klimaziele hervor: „Der Verkehr hat mit 19,8 Millionen Tonnen den größten Anteil an den österreichischen Treibhausgasemissionen und einen Anteil von 45 Prozent bei den KSG-Sektoren ohne Emissionshandel“. Eine Reduktion von 3,8 Prozent gab es trotzdem, was unter andere mit einem Rückgang beim Tanktourismus und der Energiekrise durch den Ukrainekrieg zu erklären ist – „ohne diese Preissignale hätte es diese Entwicklung nicht gegeben.“ Auch die „Kombi von CO2-Bepreisung und den Investitionen in den öffentlichen Verkehr samt 300.000 Klimaticket-Nutzern wie die geförderte E-Mobilität“ mache laut Gewessler den Shift aus.
Die stärksten Abnahmen bei KSG-Sektoren war mit rund minus 20 Prozent hingegen im Gebäudebereich zu sehen, es gebe hier zwar einen kleinen Einfluss von den rückläufigen Heiztagen, so Lichtblau, Auslöser seien aber vor allem der Umstieg auf Erneuerbare Energien und die Wärmedämmung. Man liege seit zwei Jahren auf dem ESR-Zielpfad der EU, das sei „summa summarum eine sehr interessante Entwicklung“, schloss Lichtblau.
Das Treibhausgas-Minus braucht jedenfalls eine Prolongierung, rund 4 bis 5 Prozent brauche man in Zukunft weiterhin an jährlicher Reduktion um auf Zielpfad Richtung Klimaneutralität zu bleiben, so Lichtblau. Im internationalen Vergleich seit 2020 stehe Österreich sehr gut, wenn man als Referenz etwa Deutschland nehme, das Schwierigkeiten bei den Klimazielen habe – und so ginge es einigen Ländern in der EU, auch wenn viele nordische Länder ebenfalls gut unterwegs seien, so Lichtblau. „Und so muss es weitergehen. Es wird weiterhin eine Vielzahl von Maßnahmen in allen Sektoren brauchen“, ergänzte Gewessler.
„Klimaschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Die neue Bundesregierung muss ordentlich Meter machen, um Österreichs klimaschädliche Gase bis 2030 wie gesetzlich verpflichtet zu halbieren“, sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace, zur vorläufigen Treibhausgasbilanz. Die größte Einsparung an Emissionen konnte durch den Rückgang des Erdgasverbrauchs erzielt werden, hielt indes Global 2000 fest. Um diesen Trend weiter auszubauen sollte nun endlich das Erneuerbaren-Gase-Gesetz beschlossen werden. Der VCÖ wies darauf hin, dass der CO2-Ausstoß des Verkehrs um 43 Prozent höher sei als im Jahr 1990, er sei die „unrühmliche Ausnahme“, so VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. So seien im Jahr 1990 die Emissionen des Gebäudesektors mit 12,9 Millionen Tonnen fast so hoch wie jene des Verkehrs mit 13,8 Millionen Tonnen gewesen. Heute verursache der Verkehr mehr als dreimal so viele Treibhausgase wie der Gebäudesektor, so der VCÖ.
APA