Energie. Burgenland verspricht sauberen Strom um zehn Cent. Lohnt sich der Einstieg in die Energiegemeinschaft?
Burgenlands Landeshauptmann, Hans Peter Doskozil, hat einen Fanklub gegründet. Nein, weder für Rudi Fußi noch für Georg Dornauer. Hinter dem „Fanclub Burgenland Energieunabhängig“ versteckt sich vielmehr die erste große Energiegemeinschaft Österreichs. Vereinsmitglieder erhalten ab erstem Jänner 2025 für zwanzig Jahre Ökostrom zu einem Fixpreis von zehn Cent netto je Kilowattstunde geliefert. Auch auf Anpassungen an die Inflation will das Land verzichten. Wie soll das funktionieren?
Strom nur, wenn Sonne scheint
Mitmachen können alle Stromverbraucher im Burgenland, die bereits über einen Smart Meter verfügen, deren Strombezug also digital und in Echtzeit erfasst werden kann. Doch anders als klassische Stromversorger liefern Energiegemeinschaften nicht rund um die Uhr Strom, sondern nur dann, wenn ihre Erneuerbaren-Anlagen auch Elektrizität erzeugen. Nur in diesen Stunden ist der Zehn-Cent-Preis also real. Zu allen anderen Stunden muss ein traditioneller Anbieter (zu meist höheren Preisen) die Versorgung übernehmen.
„Das ist kein Geschenk der Burgenländer an die Bürger, sondern ein kommerziell kalkuliertes Angebot“, kommentiert Energieexperte Walter Boltz im ORF-Radio. Der Grund: In vielen Stunden, in denen Wind- und Solarparks Strom liefern, ist so viel Energie auf dem Markt, dass die Kilowattstunde im Großhandel deutlich weniger als zehn Cent wert ist. Nicht nur einmal gab es heuer bereits die Situation, dass Energieversorger ihren erzeugten Strom verschenkt haben oder sogar dafür bezahlen mussten, dass er ihnen abgenommen wird.
von Matthias Auer
Die Presse