Wie geht es mit der milliardenschweren 380-kV-Leitung weiter?

10. Oktober 2025, Kärnten

Frage & Antwort. Eine 380-kV-Leitung soll künftig ihre Schneise durch Kärnten ziehen. Was hat es mit dem Projekt auf sich? Wie betrifft es die Region? Alle Fragen und Antworten im Überblick.

1. Was ist das Projekt „Netzraum Kärnten“?
Das Projekt „Netzraum Kärnten“ wird gemeinsam von der Kelag-Tochter Kärnten Netz und der Austrian Power Grid (APG) umgesetzt und ist ein Lückenschluss der 380-kV-Verbindung zwischen Lienz (Osttirol) und Obersielach (Völkermarkt). Geplant ist außerdem die Mitführung einer 110-kV-Leitung der Kärnten Netz.

2. Was ist die Austrian Power Grid?
Die APG ist ein Übertragungsnetzbetreiber des österreichischen Höchstspannungsnetzes mit Sitz in Wien und eine 100-Prozent-Tochter der Verbund AG.

3. Welcher Trassenweg ist geplant?
Vor Kurzem wurde die Grobtrasse vorgestellt. Sie führt durch insgesamt vier Osttiroler und 32 Kärntner Gemeinden. Die Länge der 380-kV-Leitung umfasst in etwa 190 Kilometer, die Grobausführung weist größtenteils eine Breite von 200 Metern auf, in Teilstücken auch bis zu 1000 Metern. Sie soll den „räumlichen Rahmen für die weiteren Planungen vorgeben“, heißt es von der APG. In diesem Spektrum werde sich daher die Feintrasse durch das Bundesland bewegen. Die neue 110-kV-Leitung der Kärnten Netz wird auf rund 170 Kilometer – von Oberdrauburg bis Obersielach – mitgeführt. Von der Kelag-Tochter heißt es dazu, dass dies den Neubau beziehungsweise Umbau von acht Umspannwerken im 110-kV-Netz bedeute.

4. Welche Gemeinden sind in den Bezirken St. Veit und Feldkirchen betroffen?
Die Trasse führt durch die Gemeinden Ossiach, Feldkirchen und Glanegg (Bezirk Feldkirchen) sowie durch Liebenfels, St. Veit, St. Georgen am Längsee und Brückl (Bezirk St. Veit).

5. Warum wird diese Leitung errichtet?
Laut den beiden Projektinitiatoren ist der Bau nötig, um eine sichere und zuverlässige Versorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können. APG-Vorstand Gerhard Christiner spricht sogar von „alternativlos“. Das aktuelle Stromnetz werde an seine Kapazitätsgrenzen stoßen, Schätzungen zufolge werde sich der Strombedarf bis 2040 verdoppeln.

6. Wie hoch werden die Strommasten sein?
Je nach Position geht man von einer Höhe von 60 bis 90 Metern aus.

7. Wie viel soll die 380-kV-Leitung kosten?
Hier hält man sich noch bedeckt, geschätzt soll das Projekt zwei bis drei Milliarden Euro kosten. Ein Drittel der Gesamtkosten soll die Kärnten Netz tragen, finanziert wird das über die Kärntner Stromkundinnen und -kunden.

8. Wann soll das Projekt umgesetzt werden?
2027 möchte man bei den zuständigen Behörden in Kärnten und Tirol die Umweltverträglichkeitserklärung einreichen, im Falle einer Genehmigung soll der Bau 2029 beginnen. „Frühestens 2033“ soll eine schrittweise Fertigstellung erfolgen, betont die APG.

9. Wie ist die Stimmung in den betroffenen Gemeinden?
Gemischt. Während manche Bürgermeister vor allem die ersten Informationsveranstaltungen abwarten möchten, stehen andere dem Projekt positiv gegenüber, wie der Feldkirchner Stadtchef Martin Treffner (ÖVP): „Wir werden diesen Lückenschluss brauchen, denn ohne ihn wird Kärnten schwer zu versorgen sein.“ In Liebenfels ist Bürgermeister Klaus Köchl (SPÖ) ebenfalls der Überzeugung, dass man den Strom brauchen werde. „Es muss so schonend wie möglich für Mensch und Tier gemacht werden, darum geht es.“ Negative Stimmen gibt es allerdings auch. Der St. Veiter Bürgermeister Martin Kulmer (SPÖ) sieht die Herzogstadt in der Planung übergangen. „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Notwendigkeit für eine flächendeckende Stromversorgung ist natürlich nachvollziehbar, aber jene, die durch die Errichtung von Masten und Leitungen in ihrer unmittelbaren Lebensumgebung beeinträchtigt werden, haben von dieser Großinfrastruktur den wenigsten Nutzen.“ Da die Trasse in unmittelbarer Sichtweite kleinerer Ortschaften am Stadtrand verlaufen soll, seien Alternativrouten weit abseits von bewohnten Gebieten zu prüfen. Für Ossiachs Gemeindechef Gernot Prinz (FPÖ) sei die Trasse sogar „ein katastrophaler Einschnitt für den Tourismus. Die Leitung gehört in die Erde verlegt.“

10. Was sind die nächsten Schritte?
Die Grobtrasse soll nun genauestens untersucht werden, um schlussendlich zu einer Feintrasse zu gelangen, bei der Maststandorte und Zufahrten bereits festgelegt sind. Bis Ende 2026 soll diese Feinausführung erarbeitet werden.

11. Welche Informationsveranstaltungen gibt es für Gemeinden, Grundeigentümer und Bürger?
Die großangelegte Infokampagne kommt auch nach Feldkirchen und St. Veit. In Feldkirchen findet diese am Dienstag, 14. Oktober, von 16 bis 20 Uhr im Stadtsaal statt. Am 15. Oktober ist man im St. Veiter Fuchspalast zu Gast, ebenfalls von 16 bis 20 Uhr. Achtung: Die Gemeinde Ossiach ist bei der Infoveranstaltung in Villach dabei (Congress Center, 13. Oktober, 16 bis 20 Uhr), die Gemeinde Brückl wird in Völkermarkt thematisiert (Neue Burg, 16. Oktober, 16 bis 20 Uhr).

Von Andreas Hoi

Kleine Zeitung