In Deutschland hat ein windarmer Frühling dafür gesorgt, dass die aus erneuerbaren Energien erzeugte Strommenge in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken ist. Die Menge ging im ersten Halbjahr im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 um mehr als zehn Prozent auf 122 Milliarden Kilowattstunden (kWh) zurück, wie das Umweltbundesamt am Donnerstag mitteilte.
„Hauptgrund für diese Entwicklung war das sehr windarme Frühjahr“, erklärte die Behörde. Auch in der Vergangenheit sei es zu witterungsbedingten Schwankungen gekommen, die aber in früheren Jahren oft durch einen kontinuierlichen Zuwachs an neuen Windenergieanlagen ausgeglichen worden seien. Infolge des zuletzt sehr langsamen Baus von neuen Windrädern an Land sei dies in diesem Jahr nicht gelungen.
Die Lockerungen bei den Corona-Einschränkungen führten laut Umweltbundesamt zudem zu einem Anstieg des Stromverbrauchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies hatte demnach zur Folge, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch deutlich zurückging: Während im ersten Halbjahr 2020 noch etwa 50 Prozent des Stromverbrauchs durch Erneuerbare gedeckt worden seien, liege der Anteil in diesem Jahr nach derzeitigen Schätzungen bei nur noch etwa 42 Prozent.
Das Umweltbundesamt warnte vor diesem Hintergrund, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien kein Selbstläufer sei. Der Rückgang aufgrund einiger windschwacher Monate sei vielmehr ein „Warnsignal“. Die gesetzlichen Ziele müssten schnell mit konkreten Maßnahmen unterlegt werden. Um bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 65 Prozent erneuerbare Energien am Stromverbrauch in Deutschland zu schaffen – Österreich strebt bis dahin bekanntlich über ein ganzes Jahr bilanziert 100 Prozent an -, müsse die erneuerbare Stromerzeugung in nur neun Jahren fast verdoppelt werden.
APA/ag