EU-Bevölkerung bei Kernkraft gespalten

4. Jänner 2022, Wien
Während Deutschland Reaktoren stilllegt, nimmt Finnland neue ans Netz
 - Emmerthal, APA/dpa

Die Ablehnung der Atomenergie ist bei weitem nicht in allen EU-Staaten so groß wie in Österreich. Laut einer im Vorjahr durchgeführten „Eurobarometer“-Umfrage halten sich positive und negative Erwartungen an die Nuklearforschung mit je 46 Prozent die Waage. Dies aber nur wegen der deutlichen Ablehnung in Deutschland (69 Prozent) und der großen Skepsis in Frankreich (45 Prozent). In den meisten kleineren EU-Ländern sieht die Bevölkerung die Nuklearforschung großteils positiv.

Die Frage nach der Einschätzung der Atomenergie ist Teil einer Erhebung zur Einstellung der Europäerinnen und Europäer zu Wissenschaft und Technologie (Eurobarometer: 26.827 Befragte). Im vorigen April und Mai wurden dabei auch drei Möglichkeiten der Energiegewinnung abgefragt. Die höchste Zustimmung gab es dabei in allen EU-Ländern für alternative Energiequellen: 92 Prozent der Befragten gaben an, in den kommenden 20 Jahren positive Auswirkungen der Solarenergie zu erwarten, 87 Prozent erwarten positive Auswirkungen der Windenergie.

Zur Kernenergie, die die EU-Kommission nun gemeinsam mit Erdgas als bedingt klimafreundlich einstufen will, ergab die Umfrage kein klares Stimmungsbild: 46 Prozent der Europäerinnen und Europäer trauen der Nuklearforschung in Summe positive Effekte zu, ebenso viele erwarten negative Auswirkungen. Weitere drei Prozent erwarten keinen Effekt, fünf Prozent machten keine Angabe.

Allerdings ergab die Umfrage massive Unterschiede zwischen den EU-Ländern. Besonders ausgeprägt ist die Skepsis in Deutschland und Österreich, wo nur 25 bzw. 30 Prozent der Kernenergie positive Auswirkungen zutrauen. Von negativen Effekten gehen 69 Prozent der Deutschen und 66 Prozent der Österreicher aus. Auch in Luxemburg und Griechenland überwiegt die Ablehnung. In Deutschland sollen heuer die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz gehen.

Fast genau im europäischen Durchschnitt liegt Frankreich, wo sich positive und negative Erwartungen mit je 45 Prozent die Waage halten. Auch in Spanien, Portugal, Dänemark und Belgien liegen Zustimmung und Ablehnung knapp beisammen.

In allen anderen EU-Ländern überwiegen dagegen die positiven Erwartungen an die Kernkraft – allen voran in Tschechien (79 Prozent) und Bulgarien (69 Prozent). In der Slowakei und in Schweden trauen je zwei Drittel der Nuklearenergie positive Effekte zu. Und in Finnland, wo erst im Dezember ein neuer Reaktor ans Netz genommen wurde, erwarten 60 Prozent positive Auswirkungen der Kernenergie – so viele wie in Polen.

In Österreich bewerten übrigens 91 Prozent die Solarenergie positiv, die Windenergie 85 Prozent – mit nur geringen Unterschieden zwischen Geschlechtern und Altersgruppen. Deutlich ist der Unterschied aber bei der Atomenergie, der die Männer (34 Prozent) noch eher einen positiven Effekt zutrauen als die Frauen (26 Prozent).

APA

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