RWE-Chef: Müssen auf Versorgungssicherheit achten

17. Jänner 2022, Essen
RWE-CEO Markus Krebber
 - Essen, APA/AFP

RWE-Chef Markus Krebber hat sich für eine rasche Weichenstellung zum Bau neuer Gaskraftwerke ausgesprochen. „Gaskraftwerke können einen Beitrag leisten“, sagte Krebber am Montag auf dem „Handelsblatt Energiegipfel 2022“. Diese würden gebraucht, um die Versorgung sicherzustellen. Die Rahmenbedingungen für den Bau neuer Anlagen müssten klar sein. Krebber sprach sich auch dafür aus, in Deutschland ein LNG-Terminal zu errichten. Auch die Gewerkschaft IG BCE warnte.

Neben dem Ausbau der Netze und der Erneuerbaren Energie müsse die Versorgungssicherheit im Blick behalten werden. Durch den Ausstieg aus Kernenergie und Kohle entstehe in Deutschland eine Verknappung in der Stromerzeugung, die nicht die Industrie gefährden dürfe.

Auch Deutschlands drittgrößte Gewerkschaft IG BCE sieht die Energiewende in Gefahr, falls parallel zum Ausbau erneuerbarer Träger übergangsweise nicht auch deutlich mehr Gaskraftwerke ans Netz gehen. Ihr Chef Michael Vassiliadis sprach sich am Montag für eine Verdoppelung der entsprechenden Erzeugungskapazitäten bis zum Ende des Jahrzehnts aus – das sei in Ergänzung zum schwankenden Wind- und Solarstrom unerlässlich. „Aus meiner Sicht bleibt nur ein radikaler Ausbau von Gaskraftwerken.“ Deutschland könne sonst den steigenden Bedarf an Elektrizität – bei auslaufender Atom- und Kohleenergie – nicht selbst decken. „Die Gaskapazität, die notwendig ist, ist gigantisch“, so der Gewerkschafter – zusätzlich bis zu 30 Gigawatt.

Insgesamt zeigte sich Vassiliadis zufrieden mit dem Vorhaben der Bundesregierung, das Ökostromangebot stark zu erweitern. Mit Blick auf die Gaskraft kritisierte er Klimaschutz- und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) jedoch – in dessen „Eröffnungsbilanz“ sei dieser Bestandteil nicht genügend berücksichtigt. Gleichzeitig könne klassische Gasverstromung Kriterien, die die EU nun für klimagerechte Investitionen diskutiert, nicht erfüllen. Vassiliadis warnte davor, dass der Umbau des Energiesystems im Ergebnis ins Stocken gerät: „Damit gefährdet die EU die Energiewende, die Versorgungssicherheit und die energieintensiven Industriebranchen in Deutschland.“

Nach den Plänen der Ampelkoalition soll es schrittweise mehr Gaskraftwerke geben, die für den Betrieb mit Wasserstoff anstelle fossilen Erdgases geeignet sind. Zugleich soll laut dem Konzept von Habeck ein „Ausstieg aus der fossilen Gasnutzung folgen“. Vassiliadis sagte: „Ich fand es richtig, dass der Koalitionsvertrag zumindest aufgegriffen hat, dass es Widersprüche gibt in der bisherigen Politik.“ Und er könne auch damit leben, dass die Kohleverstromung in Deutschland nun möglichst schon bis 2030 beendet werden soll.

Strom aus Gasverbrennung sei aber als Brücke entscheidend. „Ich halte große Investitionen bei denen, die das tun könnten, nach den jetzigen Bedingungen für unrealistisch“, so der IG-BCE-Chef. Zu den bisherigen Vorstellungen in Berlin meinte er, er sehe „kein Konzept zum Gasausbau. Ehrlich gesagt, habe ich da ein bisschen mehr erwartet.“

APA/ag

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