Bulgarien „extrem besorgt“ wegen Gasabhängigkeit

4. Feber 2022, Sofia/Kiew/Moskau
Bulgariens Ministerpräsident Kiril Petkow - Sofia, APA/AFP

Bulgariens neuer Ministerpräsident Kiril Petkow hat sich „sehr besorgt“ über die möglichen Folgen der Ukraine-Krise gezeigt. „Eine meiner größten Sorgen ist die Gasabhängigkeit. Während Europa zu 40 Prozent von russischem Gas abhängig ist, sind es in Bulgarien 100 Prozent“, sagte Petkow nach einem Treffen mit Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Freitag in Sofia.

„Die europäische Familie muss mit einer Stimme sprechen, die NATO muss mit einer Stimme sprechen“, forderte Petkow im Gespräch mit der APA und dem ORF. Nur geeint könnten die Europäer Einfluss in der Ukraine-Krise ausüben.

„Wenn unsere europäischen Partner beunruhigt über diese Gasabhängigkeit sind, dann sind wir extrem beunruhigt“, so der Ministerpräsident weiter. Sollte es von europäischer Seite zu Sanktionen gegen Russland kommen, „müssen wir diese Abhängigkeiten ansprechen und sicherstellen, dass wir innerhalb unserer europäischen Familie Kompromisse machen, damit keine Nation den vollen Schaden hat“, forderte Petkow. Bulgarien rede schon mit der EU-Kommission, wie es durch die Wintersaison kommen würde, wenn die russischen Gaslieferungen gänzlich eingestellt würden. Für diesen Fall wären Abhilfemaßnahmen notwendig, etwa die vorübergehende Aufhebung von Elektrizitätsexporten seines Landes.

Bulgarien konzentriere sich in der Ukraine-Krise auf eine diplomatische Lösung, aber „es gibt keine Kompromisse, wenn es zu einem Verstoß gegen Völkerrecht kommt“, betonte der Regierungschef. „Wir wären eines der am stärksten betroffenen Länder von Sanktionen“ gegen Russland.

Auf die Frage, ob das NATO-Land Bulgarien zusätzliche Truppen der Allianz ins Land lasse, sagte Petkow: „Wir haben eine klare Position. Bulgarische Truppen sind NATO-Truppen, sie sind davon nicht getrennt. Wir stellen ein bulgarisches Bataillon zusammen. Wir wollen dass Bulgarien in Bulgarien die Nation ist, die den Rahmen vorgibt. Uns ist aber bewusst, dass wir auch Defizite bei den Kapazitäten haben. Deshalb haben wir unsere NATO Partner eingeladen, diese Lücken zu schließen.“

Edtstadler betonte, sie habe mit dem Regierungschef ein sehr gutes Gespräch zu den Themen Rechtsstaatlichkeit, Migration und gemeinsames europäisches Asylsystem sowie zur Lösung der offenen Fragen mit Nordmazedonien gehabt, um beim EU-Beitrittsprozess voranzukommen. „Bulgarien ist eine starke Stimme für Rechtsstaatlichkeit und eine starke Stimme für Stabilität in der Region“, sagte Petkow.

APA

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