Spanien und Portugal als Alternative zu russischem Gas

28. Feber 2022, Madrid/Lissabon/Brüssel

Die Spannungen zwischen Russland und der EU im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine steigen. Wie reagiert Russland auf die harten Wirtschaftssanktionen der Europäer? Vor allem in Zentraleuropa wächst die Angst vor einer Abschaltung der Gaszufuhr aus Russland, auch in Österreich, das 80 Prozent des Bedarfs aus russischem Pipelinegas abdeckt.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) gab jüngst in einem Zeitungsinterview zu, dass man in Europa nicht über Nacht alternative Energieversorgungsquellen haben werde. Doch Spanien und Portugal bringen sich derzeit als Transitländer für Gas ins Gespräch, um in Zukunft die Abhängigkeit vor allem Zentraleuropas vom russischen Gas zu reduzieren.

Portugal und Spanien erhalten gerade einmal 6 Prozent ihrer Gasreserven aus Russland. Das meiste Erdgas erreicht Spanien aus dem nordafrikanischen Algerien über die 1.400 km lange Maghreb-Europa-Pipeline. Sie führt von Algerien durch Marokko unter der Meerenge von Gibraltar nach Tarifa in Spanien und von dort aus zum Teil weiter bis nach Portugal.

Parallel strömt das algerische Erdgas durch die gut 750 km lange Medgaz-Leitung von Beni Saf unter dem Mittelmeer hindurch in die spanische Hafenstadt Almeria oder es wird in flüssiger Form mit Schiffen übers Mittelmeer transportiert. Unterdessen liefern Schiffe aus Nigeria, den USA und Qatar verflüssigtes Erdgas an Portugals Atlantikhäfen und Nordspanien.

Hier komme gerade Spanien eine wichtige Rolle zu, erklärte vergangene Woche bereits Kadri Simson, EU-Kommissarin für Energie. Spanien verfüge mit sechs Regasifizierungsanlagen über rund 42 Prozent der Speicherkapazität für verflüssigtes Erdgas in der EU. In Portugal existieren zwei solcher Anlagen.

Das Problem: Wie bekommt man das Gas nach Zentraleuropa? Erst vor drei Jahren legten Frankreich und Spanien den Ausbau der Gaspipeline MidCat durch das Pyrenäen-Gebirge auf Eis, weil der Plan der EU war, eher auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen.

Bereits am Freitag brachte Portugals Ministerpräsident Antonio Costa im EU-Rat eine neue Trans-Pyrenäen-Verbindung zur Lieferung von Erdgas aus Algerien und Flüssiggas nach Mitteleuropa ins Spiel, das in insgesamt acht Regasifizierungsanlagen in Spanien und Portugal gespeichert und aufbereitet werden könnte. Damit scheint Costa vor allem in Ländern wie Deutschland und Österreich mit ihrer großen Abhängigkeit von russischem Gas offene Türen einzurennen.

APA

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