Gas-Lieferstopp würde Deutschland in Rezession stürzen

26. April 2022, Halle an der Saale

Ein Lieferstopp für russisches Gas würde Deutschland in die Rezession stürzen, regional hätte dies jedoch unterschiedliche Auswirkungen. Das ergaben Berechnungen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), wie die Forscher am Dienstag mitteilten.

Demnach sei mit großen wirtschaftlichen Schäden dort zu rechnen, „wo das Verarbeitende Gewerbe eine besonders hohe Wertschöpfung erzielt, etwa in etlichen Kreisen und Städten Süddeutschlands“. Insgesamt würde das Wirtschaftswachstum 2023 um zwei Prozent einbrechen.

Grundlage der Berechnungen ist die Annahme, dass bei einem Gas-Lieferstopp die Speicher zum Jahreswechsel 2022/23 entleert sind und im Frühjahr 2023 die gelieferten Gasmengen an verschiedene Industriezweige proportional gekürzt werden. Regional würde die Wirtschaft in einem solchen Fall unterschiedlich stark getroffen, weil in den Regionen verschiedene Wirtschaftsbereiche in unterschiedlichem Maße von der Krise erfasst würden. Besonders stark betroffen wären demnach das verarbeitende Gewerbe, der Bergbau und die Energieversorgung.

So würde die Bruttowertschöpfung in den Jahren 2022 und 2023 in Nordrhein-Westfalen beispielsweise um 40,8 Milliarden Euro zurückgehen, in Bayern um 38,6 Mrd. Euro und in Baden-Württemberg um 35,4 Mrd. Euro. In Bremen würde der Rückgang hingegen lediglich 2 Mrd. Euro betragen, in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland 2,1 Mrd. Euro und in Sachsen-Anhalt 3,5 Mrd. Euro.

Insgesamt wäre Westdeutschland aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur deutlich stärker betroffen: Der Rückgang der Bruttowertschöpfung würde hier 173,1 Mrd. Euro betragen, in Ostdeutschland lediglich 27,1 Mrd. Euro. Auch der Rückgang der Erwerbstätigen würde im Westen mit minus 6,2 Prozent stärker ausfallen als im Osten mit minus 5,6 Prozent.

APA/AFP