Velux will gesamten CO2-Ausstoß seit Gründung ausgleichen

28. September 2020, Wien
Velux-Logo
 - Wolkersdorf, Velux

Velux Dachfenster will zu einem klimaneutralen Unternehmen werden und investiert dafür über die kommenden 20 Jahre 130 Mio. Euro. Bis 2030 sollen eigene Produktion und Beschaffung eine neutrale Klimabilanz haben. Bis 2041, 100 Jahre nach der Unternehmensgründung, sollen alle CO2-Emissionen seit dem Bestehen kompensiert sein. Die Emissionen der Lieferkette sind dabei allerdings nicht enthalten.

Velux achte bei seinen Projekt darauf, sich als Unternehmen zu transformieren und nicht nur mit dem Ankauf von Zertifikaten den CO2-Ausstoß zu kompensieren. Daher werde nun an zahlreichen Schrauben gedreht, von der Strombeschaffung über den Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge bis zum Hochbeet im Garten. Bei solchen Kleinprojekten gehe es aber nicht um „zwei Häupl Salat“, sondern um die Denkweise der Mitarbeiter, die sich seit dem Start des Projekts rasant verändert habe, sagt Bernhard Hirschmüller, Geschäftsführer der Österreich-Tochter der Velux Gruppe, im Gespräch mit der APA. Die Veränderung im Team sei ganz wichtig und mache den Umwelteffekt erst möglich.

Trotzdem wird es nicht ohne Kompensationsmaßnahmen gehen, diese sind angesichts der schieren Größe auch eindrucksvoller darstellbar. Velux wird die Pflanzung von 10 Millionen Bäumen finanzieren. So viele sind nötig, damit verlässlich am Ende des Projekts 4 Millionen ausgewachsene Bäume im Wald stehen. Velux konzentriert sich in Kooperation mit dem WWF auf Projekte in Tropenwäldern, weil dort der Umwelteffekt pro eingesetztem Euro größer ist.

Die Aufforstung von Wald ist aber nur der kleinere Teil der Kompensationsmaßnahmen. Nur 30 Prozent des gebundenen Kohlenstoffs wird aus Aufforstung und Neuanpflanzungen stammen. 70 Prozent hingegen aus der Verhinderung von Rodungen, also dem Erhalt schon bestehenden Waldes. So sollen in Summe 200.000 ha Wald wiederhergestellt oder erhalten werden. Als nicht CO2-wirksamer Nebeneffekt wird damit auch die Artenvielfalt gefördert.

Den historischen CO2-Ausstoß des Unternehmens hat Velux mangels wissenschaftlicher Standards nach einer eigenen Methode berechnet, lässt die Ergebnisse aber von Carbon Trust, einer Expertengruppe für die Dekarbonisierung der Wirtschaft, und der Umweltorganisation WWF kontrollieren. Für die CO2-Effekte der Waldprojekte gibt es hingegen international anerkannte Standards, an die sich Velux hält und deren Einhaltung ebenfalls vom WWF überprüft wird.

„Wir haben eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber und wir können es, also müssen wir“ verweist Hirschmüller darauf, dass Velux gute Gewinne erwirtschaftet und sich das Projekt zur CO2-Neutralität daher auch leisten kann. Der 1941 gegründete dänische Konzern Velux mit einer Niederlassung im niederösterreichischen Wolkersdorf hat 2019 mit weltweit gut 16.000 Mitarbeitern 2,9 Mrd. Euro Umsatz und 412 Mio. Euro Gewinn nach Steuern ausgewiesen. Eigene Österreich-Zahlen werden nicht publiziert. Das Unternehmen im Eigentum von Stiftungen und Familien hat eine lange Tradition, einen substanziellen Teil des Gewinns in Forschung zu investieren, die nicht unmittelbar für das eigene Geschäft relevant ist. Im Vorjahr waren es 178 Mio. Euro, die Projekte gingen vom Schutz von Meeressäugern über Hilfe für demenzkranke Menschen bis zur Frage, wie man den Beruf am Dach für Lehrlinge attraktiver machen kann, so Hirschmüller. Zum Vergleich: Das Projekt zur CO2-Neutralität wird im Schnitt jährlich 6,5 Mio. Euro kosten.

Der historische CO2-Fußabdruck ist dabei um ein vielfaches größer als der laufende. Denn Velux achte schon länger auf die Emissionen, seit 2007 seien diese um fast die Hälfte gesenkt worden. Daher kommen derzeit jährlich lediglich 78.000 Tonnen CO2 aus der Produktion und Beschaffung neu dazu, seit der Gründung wurden aber 5,6 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, das entspreche dem aktuellen Jahresausstoß von 800.000 EU-Bürgern, sagt Hirschmüller.

Allerdings betreffen diese Zahlen nur das Unternehmen selber. Velux plant die CO2-Neutralität für die eigene Produktion, Logistik und Beschaffung, in der Fachsprache heißt das „scope 1“ und „scope 2“. Eine andere Frage ist die Lieferkette („scope 3“), aber dort wartet die eigentliche Herkulesaufgabe auf das Unternehmen. Das Ziel ist eine CO2-Reduktion um 50 Prozent in der Lieferkette. Das klingt nach weniger ambitioniert. Aber in Wahrheit sind für Velux hier die großen Einsparungen zu holen. Denn lediglich sechs Prozent der jährlichen Emissionen (76.000 Tonnen) stammen aus der eigenen Aktivität. Die restlichen 94 Prozent, also 1,25 Mio. t, aus der Lieferkette.

APA

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