Reform bei den Stromnetztarifen schreitet voran

21. Oktober 2020, Wien

Die Einführung der neuen Stromnetztarife, die auch bei den Haushalten stärker als bisher auf die Leistung abzielen, schreitet voran. Die Vorarbeiten für die Netztarifreform, die seit Jahren diskutiert wird, sind vonseiten der E-Control mit dem Abschluss der Konsultationen nun erfolgt. Ein durchschnittlicher Haushaltskunde werde damit weniger belastet als derzeit, so E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer zur APA.

Für das Inkrafttreten der Tarifierung, bei der es um die Aufteilung der Kosten geht, erforderlich sind nun gesetzliche Bestimmungen, dass die notwendigen Daten ausgelesen werden dürfen. Die Regulierungskommission muss entscheiden, ob man darauf wartet, dass der Einbau der digitalen Stromzähler österreichweit erfolgt ist, oder ob einzelne Bundesländer mit der Tarifreform starten können. Smart-Meter sind für die neuen Netztarife notwendig. Bis Jahresende werde die Smart-Meter-Quote bei 30 Prozent erwartet. Einzelne Bundesländer haben ihn schon abgeschlossen. Die Coronakrise habe den Zählertausch zusätzlich verzögert, nachdem es zuvor schon Schwierigkeiten, etwa bei Lieferanten gegeben hat, so Eigenbauer.

Bei den neuen Netztarifen profitieren jene, die gleichmäßig Strom beziehen. Mehr zahlen würden jene, die rasch viel beziehen, etwa durch das Schnellladen eines E-Autos oder die Inbetriebnahme einer Sauna. Auch die Tarife für Haushaltskunden bekommen nun eine Leistungskomponente wie die andere gemessene Kunden etwa aus der Industrie bereits haben. Bis zu 8 Kilowatt werde man wohl entlastet. Die Stromrechnung soll mit den neuen Netztarifen jedenfalls einfacher werden.

Derzeit machen die Netzkosten bei einem durchschnittlichen Haushalt rund ein Drittel der Gesamtrechnung aus, der Rest entfällt auf den reinen Energiepreis sowie Steuern und Abgaben. Insgesamt liegen die Netzkosten bei rund 2,3 Mrd. Euro im Jahr.

Als Grundsätze seien Gleichbehandlung, Kostenorientierung, Verursachungsgerechtigkeit und effiziente Nutzung elektrischer Energie, so Eigenbauer am Mittwoch bei einer Fachtagung der E-Control. Als Herausforderungen für die Verteilnetzinfrastruktur sieht die E-Control unter anderem die vermehrte dezentrale Einspeisung und verstärkte Eigenproduktion, wie etwa durch Energiegemeinschaften sowie Anreize für die Bereitstellung von Flexibilitäten.

AK-Experte Michael Soder wies darauf hin, dass aus Sicht der Konsumenten eine faire Verteilung und solidarische Finanzierung der Netze gewährleistet sein müsse. Energieeffizienz und Verursachergerechtigkeit müssten gestärkt und die Teilhabe einkommensschwacher Haushalte an neuen Technologien für energiearme und einkommensschwache Haushalte ermöglicht werden.

APA