Der Energiekonzern Uniper überdenkt seine Pläne zum Bau eines Flüssiggas-Terminals im niedersächsischen Wilhelmshaven. Zur Begründung verwies das Unternehmen am Freitag in Düsseldorf auf die fehlende Bereitschaft anderer Firmen, Importkapazitäten der Anlage verbindlich zu buchen. Uniper hatte ein entsprechendes Interessenbekundungsverfahren organisiert.
Der Konzern will die Konzepte für das Schiffsterminal überdenken und „neue Optionen“ entwickeln. Eine könnte der Import von Wasserstoff sein, hieß es. Verflüssigtes Erdgas (liquefied natural gas oder kurz LNG) wird in speziellen Tankern transportiert und erlaubt die Einfuhr aus Lieferländern, aus denen der Rohstoff nicht per Pipeline nach Deutschland gelangen kann. Die Bundesregierung treibt den Bau von Terminals für den Import voran und will damit die Abhängigkeit von einzelnen Produzenten senken. Der Bau wird gefördert. Vor allem die USA gelten als Quelle möglicher künftiger LNG-Importe.
„Sicher haben wirtschaftliche Unsicherheiten in dem aktuellen Umfeld eine Rolle gespielt. Viele Unternehmen wollen sich derzeit nicht langfristig vertraglich binden“, erklärte Projektleiter Oliver Giese. Dimension und Ausrichtung der geplanten Anlage würden so überarbeitet, dass eine Investition für Marktteilnehmer attraktiv und für Uniper selbst wirtschaftlich berechenbar sei. Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck betonte, alle Projekte seines Konzerns müssten „die gleichen harten wirtschaftlichen Kriterien erfüllen“.
Wilhelmshaven ist nur einer von mehreren potenziellen Standorten für ein Flüssiggas-Terminal. Auch im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel und im niedersächsischen Stade planen Unternehmen entsprechende Projekte. Auch diese befinden sich aber noch in der Konzeptionsphase, es gibt bislang keine konkreten Baumaßnahmen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte die Uniper-Ankündigung und sprach von einer „guten Entscheidung für den Klimaschutz“. Der Konzern solle stattdessen stärker in erneuerbare Energien investieren, erklärte die Organisation am Freitag in Berlin.
Die DUH kämpft gemeinsam mit anderen Initiativen gegen den Ausbau der Infrastruktur zum LNG-Import. Dieses wird in den USA durch das umstrittene Fracking-Verfahren gewonnen. Laut Umweltschützern bringt Flüssiggas außerdem keine CO2-Vorteile. Durch den hohen Energiebedarf für Verflüssigung und Transport sei es am Ende genau so klimaschädlich wie die Kohlenutzung, argumentieren sie.
APA/ag