Siemens sieht Wasserstoff-Züge als Zukunftsmarkt

23. November 2020, München/Berlin
Siemens und Deutsche Bahn vereinbaren Testbetrieb
 - Mülheim, APA (dpa)

Siemens steigt mit der Deutschen Bahn ins Geschäft mit wasserstoffbetriebenen Zügen ein. Ein elektrischer Regional-Triebzug mit Brennstoffzellen soll 2024 in Baden-Württemberg in den Probebetrieb gehen, wie die Partner am Montag ankündigten. „Unsere Wasserstoffzüge können langfristig Dieselfahrzeuge ersetzen“, so der Chef der Siemens-Zugsparte, Michael Peter. Die Ablösung des Verbrennungsmotors im Bahnverkehr durch Wasserstoff oder Batterien sei ein milliardenschwerer Markt.

Weil rund 40 Prozent des 33.000 Kilometer langen DB-Netzes nicht elektrifiziert sind, fahren besonders auf Regionalstrecken oft Dieseltriebwagen. Die Bahn will nach Angaben von Technik-Vorstand Sabina Jeschke im Jahr 2050 keine Fahrzeuge mehr mit konventionellem Diesel einsetzen, um bis dahin klimaneutral zu sein. Anders als viele Autos, Busse und Lastwagen sind Schienenfahrzeuge oft jahrzehntelang im Einsatz.

„Wir sehen in Europa ein Marktpotenzial von 10.000 bis 15.000 Triebzügen, die in den nächsten zehn bis 15 Jahren ausgetauscht werden“, sagte der Siemens-Mobility-Chef. Ein Zug des Typs Mireo Plus koste je nach Ausstattung 5 bis 10 Mio. Euro. „Das ergibt in Europa ein Marktpotenzial von 50 Milliarden bis 150 Milliarden Euro.“

Offen sei jedoch, ob sich auf den nicht elektrifizierten Strecken Fahrzeuge mit Wasserstofftanks oder solche mit Batterien durchsetzen. Siemens verfolge deswegen mehrere Optionen. „Der Strom kommt entweder aus der Oberleitung, aus der Batterie oder aus der Brennstoffzelle“, erläuterte Peter. „Aufgrund unserer Modulbauweise können wir diese Stromquellen im Fahrzeug je nach Kundenwunsch kombinieren.“ 

Bei der Leistung der Wasserstoffzüge gibt es Peter zufolge keine Abstriche. „In puncto Beschleunigung und Geschwindigkeit steht der Mireo herkömmlichen Elektro-Triebzügen in nichts nach und ist Dieselfahrzeugen überlegen.“ Mit starken Diesellokomotiven, wie sie etwa auf den nicht elektrifizierten Strecken Nordamerikas fahren, könne der Wasserstoffantrieb aber noch nicht konkurrieren: „Für schwere Güterzüge wie auf den amerikanischen Langstrecken sehe ich derzeit noch keine Einsatzmöglichkeit für Brennstoffzellen.“

APA/ag

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