Heizen mit Gas und Holz ist derzeit am günstigsten, geht aus dem Vollkostenvergleich der Oesterreichischen Energieagentur für ein charakteristisches Einfamilienhaus hervor. Erdgas schneidet im Neubau und im sanierten Haus am besten ab, Scheitholz im unsanierten. Eine thermische Sanierung wirkt sich positiv auf das Geldbörserl und die Umwelt aus, Energiekosten und Treibhausgasemissionen sind in sanierten Gebäuden durchschnittlich um rund 60 Prozent niedriger.
Ebenfalls „am Stockerl“ puncto Kosten sind Fernwärme, die Wärmepumpe Luft/Wasser sowie vereinzelt auch Pellets- und Öl-Brennwert-Heizungen. Die Energieagentur hat in ihrem Vergleich für ein Einfamilienhaus mit 118 Quadratmetern Nutzfläche neben den Kosten für Energie auch jene für die Investitionen sowie Instandhaltung und Wartung berücksichtigt. Bei den Energiekosten schwankten vor allem Heizöl und Gas. Heizöl sei aktuell um rund ein Viertel billiger, so Energieagentur-Geschäftsführer Peter Traupmann am Dienstag bei der Online-Präsentation des Vergleichs. Die anderen Energieträger hätten sich in etwa parallel zum Verbraucherpreis entwickelt.
Erdgas-Brennwert-Systeme sind im Neubau und thermisch sanierten Haus wegen der geringen Investitionskosten und des relativ hohen Systemnutzungsgrade am günstigsten, so Energieagentur-Experte Georg Trnka. Im unsanierten Gebäude punktet Scheitholz wegen der niedrigen Energiekosten. Am teuersten sind wegen ihrer hohen Investitionskosten im Neubau und im thermisch sanierten Haus Pelletsheizungen und im unsanierten Gebäude Wärmepumpen Erdsonde (Tiefenbohrung). Fernwärme hat durchgehend die höchsten Energiekosten.
Wird die „Raus-aus-Öl“-Förderung des Bundes miteinbezogen, ändert sich das Ranking. Fossile Energieträger schieben sich nach hinten. Im Neubau wurden Ölheizungen nicht mehr berücksichtigt. Im thermisch sanierten Gebäude bleibt Gas zwar am billigsten, die Luft-Wärmepumpe löst aber die Fernwärme auf Platz zwei ab. Im thermisch unsanierten Gebäude ist Scheitholz weiterhin am günstigsten, die Luft-Wärmepumpe und Pellets ziehen aber an der Gasheizung vorbei. Die Mittel für die Raus-aus-Öl-Förderaktion des Bundes seien heuer noch nicht ausgeschöpft.
Ziel der Regierung ist es, die derzeit mehr als 600.000 Ölkessel bis 2035 durch eine Wärmeversorgung auf erneuerbarer Basis zu ersetzen und ab 2025 im Neubau keine Gaskessel mehr zuzulassen. Für heuer sind für den Kesseltausch und die Förderungsaktion „Raus aus Öl“ für Betriebe und Private 100 Mio. Euro reserviert. Es stehen noch 56,4 Mio. Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung. Für Private wird der Tausch im Rahmen dieser Aktion mit bis zu 5.000 Euro unterstützt. Auch Landesförderungen sind möglich, sodass man auf insgesamt bis zu 10.000 Euro kommen könnte, so Traupmann. Allein der Ölkesseltausch bedeute ein Investitionsvolumen von insgesamt rund 10 Mrd. Euro. Das sei Geld, das unmittelbar in der Wirtschaft aufschlage und von dem regionale Unternehmen profitierten. Mit Heizungstausch sowie thermischen Sanierungen werde auch die Konjunktur belebt. Bei der thermischen Sanierung könne man von einer „Triple-Win“-Situation sprechen: Die Bewohner profitierten von niedrigeren Energiekosten, durch eine Erneuerung steige der Wert des Gebäudes und es würden sofort Jobs geschaffen, etwa beim Installateur oder Gebäudesanierer.
Die Treibhausgasemissionen sinken bei thermisch sanierten Gebäuden laut Energieagentur um durchschnittlich 63 Prozent. Am besten schneiden insgesamt Heizsysteme mit Scheitholz und Pellets ab. Öl- und Gas-Brennwert-System haben die höchsten Werte.
Bei einem neu gebauten Einfamilienhaus kommt ein Gas-Brennwert-System im Vollkostenvergleich am günstigsten und eine Pelletsheizung am teuersten. Die Bandbreite bei den Gesamtkosten reicht von 1.606 Euro bis 2.673 Euro im Jahr. Die niedrigsten Energiekosten hat man beim System Luft-Wärmepumpe und Photovoltaik 383 Euro, die höchsten bei Fernwärme mit fast 1.000 Euro. Bei den Investitionskosten schneidet die Gasheizung (rund 690 Euro) am besten ab, am anderen Ende liegt die Wärmepumpe Erdsonde (rund 2.000 Euro).
Im thermisch unsanierten Gebäude ist bei den Gesamtkosten Scheitholz (3.845 Euro) am günstigsten. Am teuersten kommen Fernwärme (4.446 Euro) und eine Wärmepumpe Erdsonde mit – abhängig von den Investitionskosten – 4.446 (kompletter Neuausstattung) bis 3.845 Euro. Die reinen Energiekosten haben eine Bandbreite von 1.663 Euro (Wärmepumpe Erdsonde) bis 3.550 Euro (Fernwärme).
Ist das Gebäude thermisch saniert, schwanken die Gesamtkosten zwischen bis zu 2.089 Euro bei der Gasheizung und rund 2.900 Euro bei Pellets. Betrachtet man nur die Energiekosten, kommt auch hier wie im unsanierten Einfamilienhaus die Wärmepumpe/Erdsonde am günstigsten mit 612 Euro, am teuersten Fernwärme mit rund 1.400 Euro.
In Österreich gibt es rund 3,9 Millionen Heizungen. Der größte Teil davon entfiel 2017/18 laut Statistik-Austria-Daten auf Fernwärme (rund 29 Prozent). Dahinter folgten Gasheizungen (23,5 Prozent), Biomasse (rund 19 Prozent), Öl und Flüssiggas (rund 16 Prozent) sowie Solar und Wärmepumpen (rund 8 Prozent). Einen steigenden Trend verzeichneten in den vergangenen Jahren vor allem Wärmepumpen.
Traupmann wies heute auch auf die negative Energiehandelsbilanz hin. 2019 sei der Importwert der fossilen Energieträger bei 11 Mrd. Euro gelegen, während Energie im Wert von 2 Mrd. Euro exportiert wurde.
APA