EU-Klimaziel – Für Greenpeace und Co „unzureichend“

11. Dezember 2020, Brüssel/EU-weit/Wien

Umweltschutzorganisationen geht das neue EU-Klimaziel nicht weit genug. Greenpeace kritisierte die Erhöhung des EU-Klimaziels auf minus 55 Prozent Netto-Emissionen bis 2030 als „unzureichenden Kompromiss auf Kosten der kommenden Generationen“. Von der wissenschaftlich als notwendig anerkannten Reduktion um 65 Prozent bleibe die EU weit entfernt, erklärte die Organisation am Freitag.

Erstmalig umfasse die Zielsetzung auch Klimagase, die in Wäldern und anderen „Senken“ gespeichert werden und drückt so die tatsächlich mögliche Reduktion auf magere bis zu minus 50,5 Prozent. Eine Reduktion um 65 Prozent wäre jedoch notwendig, wenn das Pariser Klimaziel einer Begrenzung der globalen Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad noch erreicht werden sollte, so Greenpeace. Die Umweltorganisation wirft Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor, er sei im Vorfeld der Beschlussfassung bei den Bremsern gewesen. Anders als progressivere Länder, wie etwa Luxemburg, Finnland, Schweden oder die Niederlande, die sich für die kompromisslosere Brutto-Variante eingesetzt hätten, sei Österreich mit der schwachen Netto-Version in die Verhandlungen gezogen. „Das heute beschlossene Ziel von minus 55 Prozent Netto-Emissionen, das Sebastian Kurz unterstütze, ist ein fauler Kompromiss auf Kosten der kommenden Generationen und alles andere als ambitioniert“, sagte Adam Pawloff, Klimaexperte bei Greenpeace in Österreich.

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertete die Einigung der Staats- und Regierungschefs als „mutlosen Kompromiss auf Kosten der Zukunft“. „Das ist eine verpasste Chance. Um dem Pariser Klimavertrag gerecht zu werden, müssen die CO2-Emissionen bis 2030 um zumindest 65 Prozent sinken – und das ohne Tricks und Schlupflöcher. Unser Klima kann nur dann stabilisiert werden, wenn der C02-Ausstoß massiv und rasch reduziert wird“, sagte WWF-Klimasprecher Karl Schellmann in einer Aussendung. Anstatt wie bisher bei 40 Prozent soll das neue Reduktions-Ziel bei zumindest 55 Prozent gegenüber 1990 liegen. „Die Politik muss die Empfehlungen der Klimawissenschaft endlich ernst nehmen anstatt sie zu ignorieren“, forderte Schellmann.

Auch der WWF kritisierte die Verhandlungsposition von Bundeskanzler Kurz, der Österreich in Brüssel entgegen dem türkis-grünen Regierungsprogramm und entgegen einem Parlamentsbeschluss nicht als Klimaschutz-Vorreiter positioniert habe. „Als öko-innovatives Land profitiert Österreich von ambitionierten EU-Klimazielen besonders stark. Wer hier zögert und zaudert, schadet der Natur, dem Klima und der Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft“, so Schellmann.

Zuvor hatte bereits die Umweltorganisation „Global 2000“ eine Reduktion um mindestens 65 Prozent als „machbar und notwendig“ bezeichnet. Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von „Global 2000“ appellierte an Kurz, Flexibilität zu signalisieren und dem EU-Parlament entgegenzukommen: „Es ist noch nicht zu spät, für die EU ein ehrgeiziges Ziel zu formulieren, das auch tatsächlich mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar ist“, so Wahlmüller.

APA

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