Klima-Paris-Jubiläum: Viele Versprechen, etwas Hoffnung

13. Dezember 2020, New York
Ursula von der Leyen bei digitalen Gipfel
 - Brussels, APA/AFP/POOL

Genau fünf Jahre nach der historischen Einigung auf das Pariser Klimaabkommen sollte dieser UNO-Gipfel ein Zeichen setzen: Auch in der Corona-Pandemie geht es voran beim Klimaschutz. Mehr als 70 Staats- und Regierungschefs kündigten am Samstag konkrete neue Ziele im Kampf gegen die Klimakrise an – oder betonten zumindest wortreich, wie wichtig dieser sei. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres fordert die Staats-und Regierungschefs auf, den „Klima-Notstand“ auszurufen.

„Wenn wir den Kurs nicht ändern, könnten wir auf einen katastrophalen Temperaturanstieg von mehr als drei Grad in diesem Jahrhundert zusteuern“, sagte Guterres. 1,2 Grad sei es jetzt schon wärmer als vor der Industrialisierung. Es drohten katastrophale Folgen. Sichtbar sind sie längst: Dürren, Hitzewellen, verheerende Waldbrände, Wirbelstürme, Überschwemmungen, schmelzendes Eis um die Pole und auf Bergen.

Der UNO-Generalsekretär wollte zusammen mit Großbritannien, Chile, Frankreich und Italien Druck aufbauen im Corona-Jahr 2020, in dem die große UN-Klimakonferenz ausfallen musste. Der Gipfel in Glasgow findet erst Ende 2021 statt – als Ersatz gab es einen digitalen, eintägigen „Climate Ambition Summit“ (Gipfel für Klima-Ehrgeiz). Eingeladen wurde nur, wer aus Sicht der Gastgeber genug vorzuweisen hatte.

2020 sollte eigentlich das Jahr sein, in dem bis zum Klimagipfel in Glasgow alle Staaten des Pariser Abkommens neue und verbesserte nationale Klimaschutzpläne abliefern. Das soll künftig im Fünf-Jahres-Rhythmus passieren, zwischendurch gibt es eine Bestandsaufnahme, die deutlich macht, ob die Pläne reichen. Corona hat den Zeitplan etwas verzögert. Aber mehr als 40 Staaten hätten den Gipfel genutzt, neue Pläne anzukündigen, lobte Guterres.

Ein paar Beispiele der Versprechen: Barbados und die Malediven wollen schon 2030 keine Treibhausgase mehr ausstoßen, Pakistan will keine neuen Kohlekraftwerke bauen. China, das Land mit dem höchsten Treibhausgas-Ausstoß der Welt, will sein Wachstum stärker von den Emissionen entkoppeln, Ökostrom ausbauen und – das war schon länger bekannt – schon vor 2030 anfangen, den CO2-Ausstoß zu senken.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, Gastgeber des nächsten großen Gipfels, bekräftigte die Zusage, bis 2030 die Emissionen um 68 Prozent im Vergleich zu 1990 zu drücken.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen konnte die Einigung vom Vortag auf ein ehrgeizigeres EU-Klimaziel verkünden. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel versprach eine halbe Milliarde Euro für Klimaprojekte in ärmeren Ländern.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verwies stolz auf die ambitionierten österreichischen Ziele: Klimaneutralität bis 2040, die Bestreitung der heimischen Stromaufbringung bis 2030 zur Gänze mit Erneuerbaren Energien und die Verfünffachung des österreichischen Beitrags zum Green Climate Fund (GCF) bis 2023 auf 130 Millionen Euro. Zudem rief Kurz zu gemeinsamen Anstrengungen auf, aus der aktuellen Krise „gesünder, stärker und innovativer hervorzugehen“.

Auch Apple-Chef Tim Cook bekam Gelegenheit, für die Nachhaltigkeits- und Klimaziele seines Unternehmens zu werben. Eine reine Wohlfühl-Veranstaltung war der Gipfel aber nicht. Kleine, ärmere und vom Klimawandel besonders betroffene Länder wie Äthiopien, Vanuatu oder Fidschi forderten weitere und vereinfachte finanzielle Unterstützung. Und sie erinnerten daran, dass es die Industrieländer seien, die vor allem in der Pflicht stünden – die Pazifikinseln bekommen die steigenden Meeresspiegel schon zu spüren.

Die junge Klimaaktivistin Selina Neirok Leem von den Marshallinseln, die schon 2015 in Paris prominent dabei war, wandte sich direkt an die Staatschefs: „Ich bin Teil des Ärgers und der Enttäuschung meiner jungen Mitstreiter über euch, die oberen ein Prozent der Welt, denn mit eurem massiven Einfluss seid ihr an euren großen Aufgaben gescheitert“, sagte sie.

Neben Staaten wie Australien oder Brasilien, die bei den Klimaverhandlungen als Bremser gelten, fehlten auch die USA – sie sind seit Anfang November nicht mehr Teil des Klimaabkommens. Der gewählte Präsident Joe Biden nutzte die Gelegenheit, um aus der Ferne zu bekräftigen, dass er am ersten Tag seiner Amtszeit wieder beitreten wolle. Zudem meldeten sich Vertreter von Bundesstaaten und Städten in den USA zu Wort, die betonten, dass auch unter Präsident Donald Trump unterhalb der Bundesebene das Engagement weitergehe.

APA/dpa

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