EVN 2019/20 wie erwartet mit weniger Gewinn

16. Dezember 2020, Wien/Maria Enzersdorf
EVN-Logo bei Hauptqurtier in Maria Enzersdorf
 - Maria Enzersdorf, APA

Der börsennotierte niederösterreichische Versorger EVN will in den kommenden Jahren mehr investieren als zuletzt und die Erneuerbaren-Erzeugung etwa aus Windkraft und Photovoltaik weiter ausbauen, wie der Vorstand heute bei der Bilanzpressekonferenz bekannt gab. Zwei Drittel der Gelder sollen in Niederösterreich investiert werden, auch in Netzinfrastruktur und Trinkwasserversorgung. Der Einbau der digitalen Stromzähler ist seit September flächendeckend in Gang.

An Investitionen hat die EVN in den nächsten drei bis fünf Jahren durchschnittlich bis zu 450 Mio. Euro im Jahr für konkrete Projekte vorgesehen. Zuletzt waren es rund 400 Mio. Euro. Wegen der Coronakrise habe es vereinzelte Verzögerungen bei Bauvorhaben und Investitionen wegen des Lockdown im Frühjahr gegeben, diese sollen im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 aufgeholt werden. 

Den Geschäftsverlauf habe die Coronakrise im Geschäftsjahr 2019/20 nur punktuell beeinträchtigt, so EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz. Das integrierte Geschäftsmodells und die breite Kundendiversifikation hätten sich bewährt. Die Versorgungssicherheit sei in den Wochen des Lockdown immer gewährleistet gewesen. Auswirkungen seien etwa während des Lockdown im Frühjahr ein geringerer Absatz bei Industrie- und Gewerbekunden gewesen oder um 4,7 Mio. Euro höhere Wertberichtigungen der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. 

In ihrer Strategie 2030 hat sich die EVN eine Halbierung der spezifischen CO2-Emissionen in der Stromerzeugung im Vergleich zu 2005 als Ziel gesetzt. Weiters wollen die Niederösterreicher das Endkundengeschäft durch Digitalisierung stärken und legen einen Fokus auf Konzepte im Bereich der Kreislaufwirtschaft wie etwa die thermische Klärschlamm-Verwertung für die Energieerzeugung.

Die Kapazität für Stromerzeugung aus Windkraft könnte bis Ende 2023 auf 500 MW erhöht werden – je nach Entwicklung beim geplanten Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) könnte es aber noch Verschiebungen geben, so Szyszkowitz. Aktuell sind es rund 370 Megawatt (MW). Beim Sonnenstrom sieht die EVN laut Vorstand Franz Mittermayer ein Potenzial von rund 30 MW in den nächsten zwei Jahren. Bei den großen Photovoltaik-Anlagen setzt man zunächst auf eigene Flächen, unter anderem am Standort Dürnrohr.

Das Potenzial bis 2030 seien 750 MW aus Windkraft und Photovoltaik, sehr stark abhängig von der gesellschaftlichen Akzeptanz, so Szyszkowitz. Mit dem EAG soll die Ökostromförderung neu geregelt werden. Um das Regierungsziel bis 2030 von bilanziell 100 Prozent erneuerbarem Strom zu erreichen, müssen bis dahin 27 Terawattstunden (TWh) Ökostrom dazugebaut werden. Die EVN vermisst im geplanten EAG unter anderem den Ausbau der Leitungen und der Speicherreserven. Szyszkowitz erwartet einen Beschluss im ersten Quartal.

Bereits ab Jahresbeginn gelten wird der Punkt „Netzreserve“, der aus dem Reformpaket herausgelöst wurde. Die Netzreserve springt ein, um das Stromnetz bei Bedarf zu stabilisieren. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau wird das System zunehmend volatiler. Die Netzreserve werde auf neue Beine gestellt werden müssen – in Richtung schnellstartende Anlagen, so Mittermayer. Dafür sei aber ein entsprechendes Regime notwendig. Die derzeitige Regelung reiche nicht für Investitionen und neue Anlagen.

Die EVN investiert aber nicht nur in Ökostromanlagen und Netze, sondern auch in die Trinkwasserversorgung in Niederösterreich. Jährlich sind dafür rund 20 Mio. Euro vorgesehen. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Ausbau von überregionalen Leitungen. Es gebe hochwertiges Wasser, die Herausforderung sei die Verteilung, so Mittermayer.

Bei den digitalen Stromzählern (Smart Meter) hat der flächendeckende Roll-Out im September begonnen. Monatlich werden rund 30.000 Geräte getauscht. Anfang Dezember waren knapp über 70.000 Zähler getauscht. 

Beschäftigt waren bei der EVN im per Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 durchschnittlich 7.007 Mitarbeiter, nach 6.908 Personen im Jahr davor. 

APA