Die durch die Coronakrise herbeigeführte Rezession reduziert auch die Treibhausgasemissionen ein Stück weit. Ein Forschungsteam um den aus Österreich stammenden Ökonomen Klaus Hubacek schätzt diese Abnahme im Fachblatt „Nature Climate Change“ auf zwischen 3,9 und 5,6 Prozent bis 2024. Durch die ökonomischen Gegenmaßnahmen, die führende Wirtschaftsmächte nun lancieren, könnte dieser für das Klima positive Effekt aber rasch wieder verschwinden, so die Wissenschafter.
Als größten Treiber für Treibhausgas-Emissionsabnahmen identifizierte das Team um den an der Uni Groningen (Niederlande) und dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien arbeitenden Hubacek die Effekte der starken globalen wirtschaftlichen Verflochtenheit. Sind Lieferketten durch Coronamaßnahmen wie Lockdowns in einem Land in irgendeiner Weise unterbrochen oder nur eingeschränkt durchgängig, hat das rasch Auswirkungen auf weitere Staaten, heißt es in der Arbeit.
Im Vergleich mit einem Szenario, in dem die Wirtschaft und das Wachstum in den kommenden Jahren ungebremst weiter läuft, errechneten die Forscher einen wahrscheinlichen Rückgang der Emissionen und des Energieverbrauchs von bis zu 5,6 Prozent für insgesamt 79 Länder weltweit. Das entspräche in etwa dem Level des Jahres 2007. Für das laufende Jahr werden die Emissionsreduktionen mit 2,7 Gigatonnen CO2 angegeben, die EU-27 und Großbritannien sparen demnach insgesamt zusammengefasst 7,7 Prozent davon ein.
Je nachdem, ob die Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft im Gefolge der Krise dazu genutzt werden, das System ökologisch nachhaltiger wieder hochzufahren, könne sich der Effekt steuerlicher Anreize sehr unterschiedlich auswirken. Im für das Klima schlimmsten Fall, mit einer dadurch stark gesteigerten Nutzung fossiler Energieträger, würden die Emissionen über fünf Jahre hinweg sogar um 16,5 Prozent oder 23,2 Gigatonnen steigen. Im „grünsten“ Szenario, mit starken Investitionen in kohlenstoffarme Technologien, bliebe eine Reduktion von fast fünf Prozent übrig. Die Politik sollte daher gut überlegen, welche Anreize sie beim Post-Corona-Wiederaufbau setzt, schreiben die Studienautoren.
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