Windkraft-Ausbau springt heuer nach schwachem Jahr wieder an

12. Jänner 2021, Wien
Windräder produzieren pro Jahr rund 7 Mrd

Der Ausbau der Windkraft wird heuer nach einem Rückgang im Vorjahr wieder deutlich nach oben gehen, erwartet die IG Windkraft. Durch die Stop-and-Go-Politk der letzten Jahre sei der Zubau im Vorjahr gebremst worden. Die Umsetzung von bereits vor Jahren genehmigten Projekten sollte heuer aber kräftig anspringen. Für eine Neuregelung der Ökostromförderung mit dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) bis zum Sommer zeigten sich die Branchenvertreter zuversichtlich. 

IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl appellierte in einer virtuellen Pressekonferenz an alle Parteien für einen nationalen Schulterschluss, „für brauchbare Investitionsgrundlagen“ für erneuerbare Energie. Diese bauche man im ersten Halbjahr 2021, sonst verliere man enorm viel Zeit. Für das EAG ist im Nationalrat und im Bundesrat eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig. Mit dem EAG könne auch ein Investitionsturbo für die österreichische Wirtschaft nach der Corona-Pandemie gezündet werden, so Lukas Püspök, Geschäftsführer der Püspök-Gruppe. Das EAG muss auch von der EU genehmigt werden. Eine Zertifizierung laufe üblicherweise sechs bis neun Monate, so Moidl. Es gebe auch keine Ausschreibungen für Wasserkraft oder andere Technologien. 

Für das Ziel, bis 2030 die Stromversorgung zu 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren zu bestreiten, müssen bei Windkraft 10 Terawattstunden (TWh) dazukommen. Um das zu erreichen, sei ein jährlicher Zubau von 500 Megawatt (MW) installierter Leistung nötig, so Moidl. Da müsse noch ordentlich ein Zahn zugelegt werden. Im Vorjahr wurden weniger neue Windräder aufgestellt als abgebaut, und die Investitionen waren deutlich niedriger als im Jahr davor. Heuer wird durch einen Abbau von Warteschlangen mit einem Zuwachs von 315 MW bzw. rund 276 MW netto nach Abzug von abgebauten Windrädern gerechnet. Anlagen, für die Anfang 2020 Fördergelder freigegeben wurden, dürften heuer vermehrt umgesetzt werden. Projekte werden nun realisiert, die zum Teil bereits in den Jahren 2015 und 2016 genehmigt wurden und im Laufe des Vorjahres umgeplant werden mussten. Die Branchenvertreter kritisierten heute einmal mehr die Hürden bei den Bewilligungen wie etwa, dass Projekte zum Teil mehrfach genehmigt werden müssten. 

2020 wurden nur 7 Windräder neu aufgestellt – und 33 abgebaut. In Summe ging die Zahl der Anlagen netto um 26 auf 1.307 zurück. Die installierte Leistung war mit 3.120 Megawatt (MW) um rund 40 MW niedriger als 2019. Heuer soll die Zahl der Windräder soll auf 1.359 steigen, die installierte Leistung auf rund 3.400 MW. Für rund 800 MW an installierter Leistung gibt es laut IG Windkraft keine Ökostrom-Förderungen mehr. Die Investitionen der Branche sollen heuer auf rund 460 Mio. Euro steigen, nach einem Einbruch auf 36 (nach 206) Mio. Euro im vergangenen Jahr. 

Windräder werden immer leistungsstärker, es hat in den vergangen Jahren einen deutlichen Technologiesprung gegeben. 2021 wird die durchschnittliche Leistung des jährlichen Ausbaus bei 4,3 MW liegen – 2020 waren es 3,5 MW. Ein modernes Windrad hat laut Klaus Rogge vom Hersteller GE eine Leistung von 4 bis 6 MW und erzeugt Strom für rund 4.000 Haushalte.

Österreichs Windräder produzieren pro Jahr rund 7 Mrd. Kilowattstunden Strom für rund 2 Millionen Haushalte. Das entspricht rund 11 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs. 

Zur jüngsten Störung des Stromnetzes, bei dem Europa am Freitag durch einen starken Frequenzabfall im Stromnetz nur knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt ist, betonte Moidl, dass die Erneuerbaren nicht der Grund für die Probleme gewesen seien, die man jetzt gesehen habe. Es gebe keine Korrelation zwischen Erneuerbaren Energien und einer schlechten Netzsituation, sondern es hänge von der Organisation ab. 

APA