Startschuss für Netz von Schnell-Ladesäulen in Deutschland

10. Feber 2021, Berlin
Energieversorger, Autokonzerne und Start-ups buhlen um den neuen Markt
 - Hannover, APA (dpa)

Die deutsche Regierung will E-Auto-Fahrern mit einem flächendeckenden Netz von Schnell-Ladesäulen auch Langstrecken möglich machen. Mit insgesamt fast zwei Milliarden Euro sollen bis Ende 2023 rund 1.000 Strom-Tankstellen an Autobahnen, aber auch in abgelegenen Regionen aufgebaut werden, sieht das vom Kabinett beschlossene Schnelllade-Gesetz vor.

Demnach sollen Bau und Betrieb der Stationen ausgeschrieben werden. Wer die geringsten Subventionen fordert, erhält den Zuschlag. Dabei sollen attraktive Standorte mit abgelegeneren in mindestens zehn sogenannten Losen zusammengefasst werden, um eine lückenlose Stromversorgung zu garantieren. Die Tankstellen mit einer Leistung von mindestens 22 Kilowatt bis hin zu über 150 Kilowatt sollen es möglich machen, ein Auto innerhalb einer Kaffee- oder Toilettenpause mit Strom zu betanken.

Das Fehlen von öffentlichen Lademöglichkeiten gilt als Nadelöhr für den Ausbau der Elektromobilität. Während die jüngst erhöhten und verlängerten Kaufprämien die Nachfrage nach Fahrzeugen angeschoben haben, ist das Ladenetz erst im Aufbau. Gerade Langstrecken-Fahrten sind mit E-Autos schwierig. Auf der anderen Seite buhlen sowohl Energieversorger, Autokonzerne und auch Mobilitäts-Start-ups um den neuen Markt. Dies hatte bei den bisherigen Ladestationen jedoch häufig zu einem Tarif-Wirr-Warr geführt. Jetzt soll es Preis-Obergrenzen für den Strom geben. Bezahlt werden kann dem Vorhaben zufolge sowohl mit Kredit- als auch Girokarten.

„Die nächste Schnell-Ladesäule muss in wenigen Minuten erreichbar sein“, sagte der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer. Aktuell hätten erst zwei Prozent der Säulen eine Leistung von über 100 Kilowatt. Die künftigen Standorte müssten – ob auf privatem oder öffentlichem Gelände – rund um die Uhr für jeden zugänglich sein. Die Ausschreibung solle im Sommer starten.

Die Grünen kritisierten, die Gesetzgebung habe sich erheblich verzögert und es fehlten konkrete Vorgaben für die Stationen. Das Gesetz gebe dem Minister eine ganze Reihe von Befugnissen, er verrate aber nicht, wie er die nutzen wolle, sagte Grünen-Verkehrsexperte Cem Özdemir, der auch Vorsitzender des Verkehrsausschusses ist. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) forderte, die nötigen Ladeleistungen müssten sich am Stand der Technik und komfortablen Laden der Autofahrer orientieren.

Viele Details zur Ausstattung der Ladestationen und die Zahl der „Zapfsäulen“ an ihnen sollen mit einzelnen Verordnungen geregelt werden. Um Monopole zu vermeiden, ist es möglich, dass Bieter nur eine bestimmte Anzahl von Losen gewinnen dürfen. Geregelt ist, dass die E-Tankstellen auch für andere Strom-Anbieter offen sein müssen, die für ihre Kunden spezielle Angebote machen können.

Neben den Schnell-Ladesäulen gelten die privaten Zapf-Punkte als zentrales Element für die E-Mobilität. Seitdem im vergangenen Jahr die Förderung von 900 Euro pro Ladepunkt beschlossen wurden, sind über 200.000 Anträge auf den Einbau an Hauswänden und in Tiefgaragen eingegangen. 80 Prozent der Ladevorgänge werden nach Experten-Schätzungen an privaten Punkten laufen.

APA/ag

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