Banken stecken nach wie vor viel Geld in Kohle

26. Feber 2021, Wien
Noch immer fließt jährlich viel Geld in die Kohleindustrie
 - Grießen, APA (dpa)

Trotz internationaler Bemühungen zum Klimaschutz wie dem Pariser Klimaschutzabkommen und dem Green Deal der EU wird die Kohleindustrie weiterhin von Banken weltweit mit viel Geld unterstützt. Seit 2016 wurde die Branche laut einer Analyse mehrerer NGOs jährlich mit rund einer halben Billion US-Dollar in Form von Krediten und Investment-Banking-Geschäften von Banken finanziert. Auch in Österreich ist Kohlefinanzierung noch nicht zum Tabu geworden.

„Die Ergebnisse unserer Finanzrecherche sind erschreckend. Die Pariser Klimaziele erfordern einen schnellen Ausstieg aus der Kohle, aber sehr viele Banken und Investoren marschieren immer noch in die entgegengesetzte Richtung,“ kritisierte die urgewald-Aktivistin Katrin Ganswindt laut einer Aussendung vom Donnerstag.

Gemeinsam mit einigen anderen NGOs hat urgewald die Finanzflüsse von 935 Unternehmen, die im Kohlesektor tätig sind, unter die Lupe genommen. Weltweit haben laut den Daten 665 Banken diese Firmen mit Finanzierungen unterstützt. Insgesamt wurden 4.488 institutionelle Investoren identifiziert (inklusive Versicherungen, Pensionsfonds, Hedgefonds etc.), die alleine im Jänner rund eine Billion US-Dollar in die Kohleindustrie gesteckt hätten. Die Analyse stützt sich auf die Kohlefirmendatenbank „Global Coal Exit List“ ().

International ganz vorne dabei sind US-Investoren, insbesondere die beiden Investment-Riesen Vanguard und Blackrock bestimmen das Feld hier, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung von urgewald. Vanguard ist laut den Berechnungen mit rund 86 Mrd. Dollar (70,8 Mrd. Euro) in der Kohleindustrie investiert, bei Blackrock sind es 84 Mrd. Dollar. Hohe Summen an Geld würden aber auch von japanischen Banken wie Mizuho (22 Mrd. Dollar) oder Sumitomo Mitsui Banking (21 Mrd. Dollar) in die Branche fließen.

Auch österreichische Banken sind unter den Geldgebern für Kohleunternehmen zu finden, konkret die Erste Group und die Raiffeisen Bank International (RBI). Wie aus einer Auswertung von urgewald gemeinsam mit Fridays for Future (FFF) für Österreich hervorgeht, haben die beiden Banken gemeinsam im Zeitraum von Oktober 2016 bis Oktober 2020 insgesamt rund 4,4 Mrd. Dollar für in Kohle investierte Unternehmen zur Verfügung gestellt.

Auf der Empfängerliste befinden sich zu einem Gutteil osteuropäische Kohlekonzerne, aber auch das Bergbauunternehmen Glencore scheint auf, das bereits seit vielen Jahren von Umweltorganisationen für seine klimaschädliche Kohleförderung, aber auch für seine arbeitsrechtlichen Vorgehensweisen scharf kritisiert wird. Glencore sei nicht nur klimatechnisch, sondern auch menschenrechtlich betrachtet eine Katastrophe, so Nicole Rath von urgewald am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Vor allem wegen des Steinkohletagebau „El Cerrejón“ in Lateinamerika, an dem der Konzern 33 Prozent hält, gebe es immer wieder Kritik wegen drastischen Menschenrechtsverstößen. Laut der Auswertung der NGO habe Glencore bei der RBI im Zeitraum von Jänner 2016 bis Oktober 2020 Kredite in Höhe von 732 Mio. Dollar gehabt, bei der Erste Group waren es 568 Mio. Euro.

Bereits im November hatten die Organisationen die beiden österreichischen Banken für ihre unkonkreten Zeitpläne und Ausschlusskriterien sowie für die schwammig formulierten Kohle-Politiken kritisiert. Im APA-Gespräch erneuerten die Aktivisten heute ihre Kritik und pochten erneut auf einen rascheren Ausstieg aus der Kohlefinanzierung und konkretere Zielsetzungen seitens der Banken.

Auch die heimische Politik sei mit einer mutigeren Gesetzgebung gefragt, um den Kohleausstieg zu beschleunigen, so Adrian Hiss von FFF. Erneut wurde als Positivbeispiel die Bank-Austria-Mutter UniCredit ins Rennen geführt, die bereits klare Ausschlusskriterien und Zeitvorgaben festgelegt habe.

Vonseiten der Erste Group wurde heute erneut betont, man werde die „neue Finanzierungsrichtlinie zum Thema Kohle recht bald verabschieden.“ Man habe in dem Prozess auch die Zusammenarbeit und Expertise von NGOs wie Fridays for Future sehr geschätzt, so ein Sprecher der Bank. Von der RBI hieß es am Donnerstagnachmittag in einer Stellungnahme an die APA: „Faktum ist, dass unsere neue Kohle-Policy in der Endabstimmung ist und wir sie demnächst auf unserer Homepage veröffentlichen werden.“ Man bekenne sich klar zum Klimaschutz und sei als erste österreichische Bank den UNEP principles for Responsible Banking beigetreten. Bisher habe FFF noch keine Neuauflage der Kohle-Policies der Banken erhalten, sagte Hiss.

APA